Freitag, 28. Juli 2017

Transfrau - habe ich ein Leben? aber sicher!

Damals...
Am 06.04.2013 hatte ich mich in einem Post gefragt, ob ich als Transfrau ein Leben haben würde.
Damals war noch so viel passiert, ich besuchte die Selbsthilfegruppe in Nürnberg, machte meine ersten Erfahrungen mit Kleidung und im Alltag.

Damals ging es mir oft nicht gut. Mir fehlte die Anleitung, wie ich meinen Weg beschreiten könnte, Tage und Wochen gingen ohne große Fortschritte und Veränderungen ins Land. Das frustrierte mich.
Ich machte mir viele Sorgen, ob es für mich überhaupt möglich wäre aktzeptiert als Frau zu leben.
Ich stellte mir oft vor, wie es sein würde, wie es sein könnte und was alles schiefgehen würde.

...Heute
Über 4 Jahre später (oh! Ich hab ganz schön lange gebraucht) kann ich die Frage für mich besser beantworten. In den letzten Jahren habe ich viele Veränderungen und Erfahrungen er-, und durchlebt.

Wenn ich heute an meine damaligen Vorstellungen zurückdenke, kann ich nur eines mit völliger Sicherheit sagen - Es passieren und es gibt Dinge, die man sich einfach nicht vorstellen kann!
Das hört sich komisch an, ist aber so. Ich habe Situationen erlebt, Dinge gelernt, Fragen gestellt bekommen und Hilfe erhalten, die ich mir vorher einfach nicht vorstellen konnte.

Anfangs ist man oft auch sehr verzweifelt und in einer schlechten Verfassung, dass kann finde ich durchaus zu einer Art "Tunnelblick" führen, in dem man nur noch schlechte Dinge und Hoffnungslosigkeit erlebt.
Aber zum Glück trifft man immer wieder Menschen, die einem selbstlos helfen - und wenn es nur ein winziges, aber ernst gemeintes Kompliment ist, welches den Tag rettet und die Dunkelheit vertreibt.

Transmenschen haben ein Leben
Ich möchte behaupten, sie haben es aber erst dann, wenn sie es auch leben.
Vorher besteht unser Dasein aus einer Art "Koexistenz" unter anderen Menschen - wir sind zwar überall dabei, können aber nicht teilhaben und leben.
Ich habe erst während meiner Transition erkannt, was "Leben" überhaupt bedeutet (und ich lerne immer noch dazu).
Deshalb finde ich, ist es als Betroffene(r) ganz wichtig, das Thema und sich selbst anzunehmen, um nicht für immer in dieser Koexistenz gefangen zu sein.

Liebe & Partnerschaft
Eine meiner Ängste und Fragen 2014 war auch, ob ich mich als Frau wohl auf ein einsames Leben ohne Partner(in) und Beziehung einstellen muss.
Heute weiß ich, dass es nicht so ist. Es gibt Menschen, die einen akzeptieren und lieben wie man ist (Offenheit und Ehrlichkeit ist hier sehr wichtig).

Darum schreibe ich diesen Post auch an einem Freitag in der Mittagspause und nicht wie gewohnt Samstags beim Frühstück.
Meine Partnerin besucht mich und wir verbringen das Wochenende zusammen.

Darauf freue ich mich... darauf und auf das Leben, das auch wir Transfrauen haben.

Alles Gute.

Birgit


Donnerstag, 13. Juli 2017

"Der" Antrag

Auf dem Weg der Transition gibt und gab es für mich einige größere Meilensteine.

Das sind für mich:

1. Das sog. "Inting" - also die Selbsterkenntnis und die  Akzeptanz transident zu sein.
2. Das "Outing" - damit an die Öffentlichkeit zu gehen und Familie, Freunde und Kollegen zu informieren.
3. Der Antrag für die Vornamens-, und Personenstandsänderung
4. Der Antrag für die geschlechtsangleichende Operation
...

Eben diesen letzten Antrag habe ich nun an meine Krankenkasse geschickt.
Das war für mich wieder ein großer Schritt, den ich mir reiflich überlegt habe, weil er ja doch mit gesundheitlichen Risiken verbunden ist.

Das Aufsetzen dieses Antrags fiel mir nicht ganz leicht, weil so viele Inhalte auch in den mitgeschickten Gutachten vorhanden sind und mir kaum noch Formulierungen einfielen, um das Problem mit meinem Körper und den Leidensdruck zu vermitteln, ohne alles doppelt und dreifach zu schreiben.

Nun warte ich also auf die Antwort des MDK bzw. meiner Krankenkasse.
Wenn die Antwort positiv ausfallen sollte, gibt es in jedem Fall mal eine kleine Party.
Falls sie negativ ausfällt, habe ich mir noch gar nicht so richtig überlegt, wie ich wohl damit umgehen würde.
Aber ich denke mal positiv - Stress kann ich mir ja immer noch machen.

Abwarten und Kaffee trinken - stur wie ein Esel.

Birgit

Samstag, 8. Juli 2017

Pieks - Piep - Aua: Meine Erfahrungen mit der Nadelepilation

Die hilfreiche "Roßkur"
Vor einiger Zeit hat mir meine Krankenkasse (der ich hiermit ganz herzlich danke) ein ganzes Stundenpaket für die Nadelepilation genehmigt.
Obwohl mein Bart wegen blonder und auch schon weißer Haare nicht sehr ausgeprägt war, ist diese Behandlung doch sehr sinnvoll und auch notwendig.

Neben Stimme, Statur und Haltung ist ein Bartschatten "der" Killer für jegliches Passing.
Die Unterschiede werden z. T. erst richtig sichtbar, wenn man schon ein paar Behandlungen hinter sich hat. Das Ergebnis ist wirklich erstaunlich und es dauerte bei mir einige Zeit, bis ich begreifen konnte, dass ich mich nun langsam kaum noch rasieren muss.

Juhu! Doch noch ein Termin
Zum Glück machte die liebe Janette (bei der ich mich ebenfalls recht herzlich bedanke) noch einen für mich passenden Termin möglich. Seither sehen wir uns nun 1x wöchentlich und ich besuche sie nach dem Büro.

Haare sammeln
Während es zu Beginn der Behandlungen noch überall sprießt (bäh!) und Janette die freie Auswahl im Gesicht hat, müssen mit zunehmender Behandlungsdauer "Haare gesammelt" werden.
Bei mir bedeutet das konkret 1x rasieren pro Woche. Kurz vor einem neuen Termin ist das natürlich nicht mehr so toll, weil mich mein Bart eben stört - aber es muss sein.

Emla ist Dein bester Freund
Gleich vor der ersten Behandlung sollte man bereits mit Emla Bekanntschaft gemacht haben.
Emla ist eine Art Betäubungscreme, die es Rezeptfrei in kleinen oder großen Tuben (ca. 30 Euro) in der Apotheke gibt.
Diese Creme trage ich ca. 2 Stunden vor der Behandlung auf Oberlippe, Kinn, Wangen und Hals auf und wiederhole das 2x im Abstand von einer halben Stunde.

Obwohl das Taubheitsgefühl wirklich nicht toll ist, würde ich die Schmerzen ohne die Creme wahrscheinlich nicht ertragen.

Was weh tut hilft
Die Schmerzen sind gerade an der Oberlippe trotz Creme kaum zu ertragen.
Es fühlt sich wirklich sehr unangenehm an und ist nicht vergleichbar mit dem kurzen Pieks einer Injektion oder dem Dauerpieksen beim Tätowieren.
Zudem verursacht der auf den Pieks folgende elektrische Impuls manchmal einen dumpfen Schmerz rund um die Einstichstelle.
Eine Sitzung dauert ca. eine Stunde, so dass eine ganze Menge Haarwurzeln behandelt werden können.

Danach
Nachdem eine kühlende Creme aufgetragen wurde sieht man wirklich nicht so gut aus.
Ich wurde anfangs an manchen Stellen sogar grün und blau.
Aber irgendwie gewöhnt sich der Körper daran und manchmal ist schon am übernächsten Tag nichts mehr zu sehen. An anderen Stellen dauert es aber auch mal mehr als eine Woche, bis nichts mehr zu sehen ist.

Fazit
Härter als diese Methode wäre wohl nur ein Bunsenbrenner oder die Atombombe.
Aber die Ergebnisse sind wirklich überzeugend. Mir hilft es im Alltag auf jeden Fall.

Jetzt habe ich ja schon länger nichts geschrieben, weil einfach nicht viel passiert ist.
Mittlerweile haben sich aber doch wieder 2-3 Themen angesammelt, so dass es in nächster Zeit wohl wieder mehr von mir zu Lesen geben wird.

Dieser Post kommt bei aktuell über 30 Grad mal nicht aus einem Café, sondern aus einem Biergarten in der Nürnberger Altstadt. Die alten Bäume hier werfen einen richtig "fetten" Schatten.

Liebe, erfrischende Grüße

Birgit