Montag, 16. Dezember 2013

Kennt Ihr die Spielregeln?

Stimmt ja...
vor einigen Tagen habe ich mir eine Reportage über Transmänner im Fernsehen angeguckt.
Dort wurde ein Transmann aus München vorgestellt, der trotz allen Bemühungen immer als für Homosexuell gehalten wird.

Sozialisierung und Kleidung
Ich denke schon, dass die Erziehung bzw. Sozialisierung sehr große Auswirkungen auf die Auswahl unserer Kleidungsstücke hat. Ich persönlich muss immer wieder darauf achten, dass ich nicht instinktiv bei Blau, Grau und Schwarz lande. Hier kann ich mit meiner neuen Freiheit noch nicht richtig umgehen.

Unserem Transmann erging es dort ähnlich. Während ich zur "Grauen Maus" wurde, waren seine Outfits eher farbenfroh und die Stoffe teilweise satiniert oder glänzend. Diese Outfits scheinen unterschwellig weiblich zu wirken und daher landete er immer in der falschen "Schublade".
Menschen müssen Wahrnehmungen anscheineind stets irgendwie Kategorisieren und in irgendwelche Schubladen einsortieren. Passt etwas nicht eindeutig fällt es auf.

Regeln? Brummen, Nicken und viel mehr
Ich persönlich glaube, dass Männer und Frauen auf sehr unterschiedliche Art kommunizieren.
Frauen sprechen z. B. deutlich mehr, während Männer wirklich nur das Notwendigste sagen.
Aber nicht nur die Kommunikation scheint anders zu sein, sondern auch ein Großteil des gesamten Verhaltens.
Während sich Männer wohl nur im Vollkontaktsport oder beim Zusammenprall auf dem Fussballplatz gegenseitig berühren, gehört bei Frauen oft schon eine Umarmung zur Begrüßung.

Schwierig
Somit haben Transmänner und auch Transfrauen relativ große Schwierigkeiten, weil sie oft einfach "die Regeln nicht kennen". Wie auch? schliesslich wurden sie von ihren Eltern, dem Kindergarten, der Schule, Vereinen, den Kollegen - ja dem ganzen Umfeld in eine komplett falsche Rolle sozialisiert.
Oft strengen wir uns ja auch sehr an, um dieser falschen Rolle möglichst zu entsprechen, weil wir uns ja jahrelang selbst verleugnet haben. Da wundert es natürlich, wenn sich ehemalige Soldaten als transient outen.
Das Buch "Weiberregiment" von Terry Pratchett passt hier wie die Faust aufs Auge.
Somit sagte auch unser Transmann, dass er einfach oft die Regeln nicht kennt.

Partnerschaften
Transfrauen, die noch mit ihrer Partnerin zusammenleben, haben es hier vielleicht etwas einfacher, denn sie können "mal eben ihre Frau fragen" ob der Lidschatten, der Nagellack oder das Outfit passen.
Transmänner, denen noch gute Freunde erhalten geblieben sind, werden wohl auch einfacher in die Rituale der Männerwelt eingeweiht.

Was aber tun, wenn man noch nicht geoutet ist, oder keinen Partner hat?
Selbstversuche sind für einen selbst und vielleicht auch für das Umfeld ein klein wenig anstrengend.
Transmänner fallen oft dadurch auf, dass sie ihrem Kumpel während einer angeregten Unterhaltung gerne mal die Hand auf den Arm legen und Nackenmassagen wirken zwischen Männern wohl auch eher seltsam.

Ich persönlich komme mir noch immer oft wie ein als Frau verkleideter Mann vor und auch mein Umfeld denkt bei meinem Anblick wohl ab und zu mal an "Charlies Tante". Wenn die Selbstkontrolle mal wieder versagt hat, denke ich mir dann "das hätte eine Frau wohl nicht bzw. anders gemacht".
Hier habe ich wohl noch einen weiten Weg zu gehen.

Sind Teams gut?
Gerade in Selbsthilfegruppen treffen Transfrauen und Transmänner direkt aufeinander und mir ist aufgefallen, dass sich oft Gruppen innerhalb der Gruppe bilden, die Männer und die Frauen bleiben oft gerne unter sich.
Das ist auch verständlich. Warum soll sich ein Transmann mit dem "Mädelkram" und die Transfrauen mit den verhassten Gebrumme der Männer beschäftigen? beide haben ja gegensätzliche Ziele.

Vielleicht wäre es aber trotzdem einfacher, wenn Transmänner und Transfrauen für eine kurze Zeit ein Team bilden würden. Schließlich haben ja beide die falsche Rolle perfektioniert und sind daher Spezialisten für das Leben im anderen Geschlecht und könnten Tipps geben.
Ich bin der Meinung, dass beide Seiten von diesem scheinbaren kleinen Umweg profitieren und damit schneller zu ihrem eigentlichen Ziel finden würden, als wenn jeder das Rad neu erfindet.

Wie ist eure Meinung dazu?

LG Birgit

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