Montag, 4. März 2013

Transident - und dann?

Warum das alles?
Das ist eine Frage, mit der ich als erstes bei meinem Outing rechne und die ich mir auch schon oft selbst gestellt habe. Diese Frage ist nicht unberechtigt.

Was soll sich denn an Deinem Leben ändern, wenn Du eine Frau bist?
Ich bin der festen Überzeugung, dass sich vieles ändern wird, wenn ich meinen Weg weiter gehe.
Auf manche Änderungen werde ich Einfluss haben, auf andere nicht - genau wie in meinem bisherigen Leben.

Wenn ich ehrlich bin, soll sich in meinem Leben gar nicht so viel ändern und ich hoffe auch nicht auf ein Wunder oder tausend neue Möglichkeiten, die Liebe meines Lebens oder einen noch besseren, noch tolleren Job.

Aber was bringt das dann?
Jemand, der nicht "trans" ist kann ich das leider nur schwer erklären.

Für mich bedeutet es einfach, dass ich nun einfach ich selbst sein kann - ein Gefühl, dass ich bisher nie hatte und das jetzt erst langsam zum Vorschein kommt, seit ich gezielt auf dem Weg bin.

Es bedeutet für mich, dass ich die Kleidung tragen kann, die ich möchte, mich den Dingen befassen und umgeben kann, die mich schon immer interessiert haben und mich frei entfalten kann.

Es bedeutet für mich, dass ich endlich damit aufhören kann, daran zu denken, wie gerne ich eine Frau wäre. Es wird immer behauptet, dass Männer in jeder freien Minute an Sex oder Frauen denken. Das ist bei mir definitiv nicht so. Ich kann jetzt noch gar nicht ermessen, wie es sein wird, diese Gedanken nicht zu haben und damit so viel freie Zeit um an andere Dinge zu denken.

Der Alltag
Auf der Straße und im Geschäft, trage ich wo es mir möglich ist weibliche Kleidung. Daheim bin ich nur noch als Frau unterwegs.

Aber es fällt mir noch immer sehr schwer, als Frau auf die Straße zu gehen.
Auf dem Weg zum letzten Gruppentreff war ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs und an einer Haltestelle stieg plötzlich eine große Gruppe Jugendlicher zu. Ich wäre fast vor Angst gestorben - obwohl sie mich glaube ich gar nicht beachtet - oder nichts gemerkt haben.

Ich habe in meinem Leben schon einige brenzlige und schwierige Situationen hinter mich gebracht, aber in solchen Situationen bin ich einfach nur schwach. Vielleicht liegt es auch an meiner Erziehung - es wurde schon immer peinlich darauf geachtet, was andere von mir denken könnten.
Das kann ich nicht so einfach abstreifen.

Transphobie
Ein Begriff, den ich erst kürzlich in einem Forum gelesen habe, und mein persönlicher Albtraum.
Besonders gewundert hat es mich, dass es auch transphobe Frauen gibt.
Eine durfte ich vor einiger Zeit in meiner Männerrolle kennenlernen und ich musste mich sehr beherrschen.
Ich war sichtlich um Fassung bemüht, als eine Transsexuelle als "schwules ES" bezeichnet wurde.
Daraufhin bat ich um mehr Toleranz, Nachdenken und Verständnis. Aber sie sah mich nur an wie ein Mondkalb.
Auch heute kann es für uns noch schwierig werden.

Bart, Bart, Bart
Allmählich verliere ich mit meinem Bart die Geduld und bei meinem Termin übermorgen will ich das Ganze mit mehr Power angehen. Ist mir jetzt auch egal - wer schön sein will muss leiden und sterben werde ich schon nicht.

Weiter...
auf dem langen, aber interessanten Weg um am Ende vielleicht ein unspektakuläres, aber für mich das einzige Ziel zu erreichen.


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