Freitag, 20. Dezember 2013

Tschakka! und TransFleur

Tschakka!
Nach meinen Erfahrungen diese Woche (zwischen den Stühlen - für eine Seite entscheiden...) hab ich mich heute nach längerem Nachdenken für einen Juwelier meines Vertrauens entschieden und mir nach 20 Jahren mein zweites Ohrloch stechen lassen.

Jetzt kann ich endlich die tollen Ohrringe tragen, die ich mir schon so lange gewünscht habe.
Ich weiß, so kurz vor Weihnachten ist das wohl keine so gute Idee, aber die nette Mitarbeiterin des Juweliers hat trotz Christkindles-Touristen-Ausnahmezustand eine kleine Ausnahme für mich gemacht (wohl weil ich so unvollständig aussah ;-)).
Also flugs einen schönen Stecker ausgesucht und nach einem kurzen "Tschakka" ist nun alles in Ordnung und ich fühle mich wieder ein kleines bisschen besser.

Nach einem kleinen vorweihnachtlichen Shopping habe ich ein bescheidenes Plätzchen in meinem Lieblings-Starbucks ergattert und klimpere jetzt meine Zeilen ins iPad.

TransFleur
Seit kurzer Zeit gibt es einen neuen Kanal auf YouTube TransFleur, den eine nette Hamburgin ins Leben gerufen hat. Dort können sich Transfrauen mit einem kurzen Video vorstellen und in zeitlichen Abständen auch mit einem kurzen Video zu einem vorher abgestimmten Thema Stellung nehmen. Derzeit steht das Thema "Outing" auf dem Programm.

Ich finde das Projekt sehr interessant, weil sich bisher die unterschiedlichsten Menschen aus Deutschland und Österreich beteiligt haben, weil die Themen und Beiträge aktuell und informativ sind und weil jedes bisschen hilft, um für uns Akzeptanz zu schaffen.

Mit der Erwähnung in meinem Blog will ich den Kanal unterstützen, selbst teilnehmen möchte ich aber noch nicht, weil ich mich ja noch nicht geoutet habe.

So jetzt brummt es hier langsam wie in einem Bienenstock, weil die kaffeedurstigen Touristen nun doch überhand nehmen. Außerdem neigt sich meine grosse Tasse Christmas Blend nun langsam dem Ende zu und ich mache mich auf den Heimweg.

LG Birgit


Donnerstag, 19. Dezember 2013

Irrungen und Wirrungen

U-Bahn fahren...
kann ich leider derzeit nicht mehr so entspannt wie früher.
Momentan kommt mir die U-Bahn wie eine große, durch grelles Neonlicht überflutete Bühne vor auf der transidente Menschen fast immer irgendwie auffallen.

Gestern hatte ich ein etwas merkwürdiges Erlebnis in der U-Bahn, das mich gleichermaßen verwirrt und ermutigt hat.

Seit knapp einem Jahr trage ich ja im Alltag Frauenkleidung zwar sehr dezent, aber Frauenkleidung.
Seit ein paar Monaten kommen auch noch längere Haare dazu.

Bisher hatte aber bis auf mein direktes Umfeld niemand merklich Notiz von meiner Bekleidung genommen. Bis gestern...

Irrungen
Ich stehe an also bei der Einfahrt in einem großen U-Bahnhof direkt an der Wagentür, der Zug hält und die Türen öffnen sich. Während ich aussteige, kommen mir zwei junge Männer entgegen - beide sehen mich kurz an, darauf sagt der eine zum anderen: "Das ist ja doch ein Mann!" Dann waren sie auch schon weg.

Ich brauchte erst mal einen Moment, bis ich begriff, dass die beiden mich gemeint hatten, weil ich ja weder besonders angezogen noch geschminkt war. Ich trug einfach die Art Kleidung, mit der ich jeden Tag ins Büro gehe.

Wirrungen
Daraufhin war ich etwas verwirrt, weil ich irgendwie begriffen habe, dass ich mittlerweile doch weiblicher aussehen muss, als mir selbst bewusst war. Bisher fühlte ich mich natürlich als Frau, machte mir aber über mein Aussehen bzw. mein Passing keine Illusionen.

Und nun bekam ich von meinem Umfeld erstmals die Mitteilung, dass ich wohl von nun an zwischen den Stühlen sitze. Die Menschen haben wohl langsam Schwierigkeiten, mich in die richtige Schublade einzuordnen. Seltsam, wie gut das zu meinem letzten Post passt...

Alles hat gute Seiten
Zuhause machte ich mir Gedanken darüber, was ich zu der jährlichen Weihnachtsfeier des Trans-Ident e.V. anziehen sollte. Wenn ich jetzt schon zwischen den Stühlen war, konnte ich mich auch für eine Seite entscheiden. Also zog ich Schuhe mit hohen Absätzen an, danach kamen Make-up, Wimperntusche, Kajal, Lidschatten, Lippenstift und die Nägel lackierte ich mir auch.

Als der Zeitpunkt kam um mich auf den Weg zur Weihnachtsfeier zu machen, war mir schon ziemlich mulmig. Ich kam mir zwar nicht mehr wie Charlys Tante vor und meine Spiegelbild passte auch endlich zu mir, aber ich hatte mich ganz klar für eine Seite entschieden und würde so auch aus dem Haus gehen.

Da es draußen bereits dunkel war, fühlte ich mich wenigstens nicht ganz wie auf dem Präsentierteller.
Das änderte sich aber ziemlich schnell, als ich den U-Bahnhof betrat. U-Bahnen und U-Bahnhöfe sind wirklich nicht meine Lieblingsorte.

Von Neonlicht angestrahlt inmitten wartender Menschen zu stehen, die alle Zeit der Welt hatten mich ausgiebig zu begutachten in der vollen U-Bahn anderen Menschen viel zu Nahe zu kommen zerrt schon sehr an den Nerven. Aber zu meiner Verwunderung fiel ich nicht vielen Fahrgästen auf.

Trotzdem entspricht meine innere Erschöpfung nach so einer U-Bahnfahrt immer der eines Marathonläufers und ich muss ja auch wieder nach Hause! Danach brauche ich immer einige Zeit um mich zu erholen.

Da ich kein Auto habe, hab ich schon darüber nachgedacht, mit dem Taxi zu fahren.
Aber hilft mir davonlaufen wirklich? aber mitten in der Nacht als Frau U-Bahn zu fahren, birgt eben auch Risiken. Vielleicht hin in der U-Bahn und zurück mit dem Taxi?

Gestern kam ich aber gut zur wirklich schönen Weihnachtsfeier meiner Selbsthilfegruppe.
Es gab Plätzchen und Lebkuchen, wir haben Gewichtelt, Weihnachtsgeschichten angehört und Weihnachtslieder erraten. Zum Abschluss gab es noch leckeres Essen in einem nahegelegenen griechischen Restaurant.

Gestern habe ich also wieder dazugelernt, auf meinem Weg einen neuen Schritt getan und einige nette Menschen kennengelernt.
Der heutige Tag enthält wieder deutlich weniger "Trans*".

LG Birgit

PS:
Es ist wirklich so - wenn jemand z.B. in der U-Bahn lacht, beziehe ich das direkt auf mich.
Auch wenn es gar nicht stimmt - ein blödes Gefühl, das ich nur zu gerne wieder loswerden will.

Montag, 16. Dezember 2013

Kennt Ihr die Spielregeln?

Stimmt ja...
vor einigen Tagen habe ich mir eine Reportage über Transmänner im Fernsehen angeguckt.
Dort wurde ein Transmann aus München vorgestellt, der trotz allen Bemühungen immer als für Homosexuell gehalten wird.

Sozialisierung und Kleidung
Ich denke schon, dass die Erziehung bzw. Sozialisierung sehr große Auswirkungen auf die Auswahl unserer Kleidungsstücke hat. Ich persönlich muss immer wieder darauf achten, dass ich nicht instinktiv bei Blau, Grau und Schwarz lande. Hier kann ich mit meiner neuen Freiheit noch nicht richtig umgehen.

Unserem Transmann erging es dort ähnlich. Während ich zur "Grauen Maus" wurde, waren seine Outfits eher farbenfroh und die Stoffe teilweise satiniert oder glänzend. Diese Outfits scheinen unterschwellig weiblich zu wirken und daher landete er immer in der falschen "Schublade".
Menschen müssen Wahrnehmungen anscheineind stets irgendwie Kategorisieren und in irgendwelche Schubladen einsortieren. Passt etwas nicht eindeutig fällt es auf.

Regeln? Brummen, Nicken und viel mehr
Ich persönlich glaube, dass Männer und Frauen auf sehr unterschiedliche Art kommunizieren.
Frauen sprechen z. B. deutlich mehr, während Männer wirklich nur das Notwendigste sagen.
Aber nicht nur die Kommunikation scheint anders zu sein, sondern auch ein Großteil des gesamten Verhaltens.
Während sich Männer wohl nur im Vollkontaktsport oder beim Zusammenprall auf dem Fussballplatz gegenseitig berühren, gehört bei Frauen oft schon eine Umarmung zur Begrüßung.

Schwierig
Somit haben Transmänner und auch Transfrauen relativ große Schwierigkeiten, weil sie oft einfach "die Regeln nicht kennen". Wie auch? schliesslich wurden sie von ihren Eltern, dem Kindergarten, der Schule, Vereinen, den Kollegen - ja dem ganzen Umfeld in eine komplett falsche Rolle sozialisiert.
Oft strengen wir uns ja auch sehr an, um dieser falschen Rolle möglichst zu entsprechen, weil wir uns ja jahrelang selbst verleugnet haben. Da wundert es natürlich, wenn sich ehemalige Soldaten als transient outen.
Das Buch "Weiberregiment" von Terry Pratchett passt hier wie die Faust aufs Auge.
Somit sagte auch unser Transmann, dass er einfach oft die Regeln nicht kennt.

Partnerschaften
Transfrauen, die noch mit ihrer Partnerin zusammenleben, haben es hier vielleicht etwas einfacher, denn sie können "mal eben ihre Frau fragen" ob der Lidschatten, der Nagellack oder das Outfit passen.
Transmänner, denen noch gute Freunde erhalten geblieben sind, werden wohl auch einfacher in die Rituale der Männerwelt eingeweiht.

Was aber tun, wenn man noch nicht geoutet ist, oder keinen Partner hat?
Selbstversuche sind für einen selbst und vielleicht auch für das Umfeld ein klein wenig anstrengend.
Transmänner fallen oft dadurch auf, dass sie ihrem Kumpel während einer angeregten Unterhaltung gerne mal die Hand auf den Arm legen und Nackenmassagen wirken zwischen Männern wohl auch eher seltsam.

Ich persönlich komme mir noch immer oft wie ein als Frau verkleideter Mann vor und auch mein Umfeld denkt bei meinem Anblick wohl ab und zu mal an "Charlies Tante". Wenn die Selbstkontrolle mal wieder versagt hat, denke ich mir dann "das hätte eine Frau wohl nicht bzw. anders gemacht".
Hier habe ich wohl noch einen weiten Weg zu gehen.

Sind Teams gut?
Gerade in Selbsthilfegruppen treffen Transfrauen und Transmänner direkt aufeinander und mir ist aufgefallen, dass sich oft Gruppen innerhalb der Gruppe bilden, die Männer und die Frauen bleiben oft gerne unter sich.
Das ist auch verständlich. Warum soll sich ein Transmann mit dem "Mädelkram" und die Transfrauen mit den verhassten Gebrumme der Männer beschäftigen? beide haben ja gegensätzliche Ziele.

Vielleicht wäre es aber trotzdem einfacher, wenn Transmänner und Transfrauen für eine kurze Zeit ein Team bilden würden. Schließlich haben ja beide die falsche Rolle perfektioniert und sind daher Spezialisten für das Leben im anderen Geschlecht und könnten Tipps geben.
Ich bin der Meinung, dass beide Seiten von diesem scheinbaren kleinen Umweg profitieren und damit schneller zu ihrem eigentlichen Ziel finden würden, als wenn jeder das Rad neu erfindet.

Wie ist eure Meinung dazu?

LG Birgit

Samstag, 7. Dezember 2013

Es weihnachtet schon - Warum auch Gespräche Geschenke sein können

Der Winter...
ist für mich eine schöne Zeit. Gerade die Vorweihnachtszeit eignet sich hervorragend dafür die Erlebnisse des vergangenen Jahres Revue passieren zu lassen und gleichzeitig über die Zukunft nachzudenken.

Früher war ich wirklich ein Sommer - Sonne - Strand - Typ. Wie so vieles, das sich in der letzten Zeit geändert hat. Passt auch das nicht mehr zu mir. Wenn ich nämlich ganz ehrlich mit mir selbst bin, gehörte auch das zu meiner Rolle. Eigentlich bin ich ein Herbst-, oder auch Wintertyp.

Meine Heimatstadt ist ja gerade zu dieser Zeit eher ein Hort des Trubels als ein ruhiger, stiller Rückzugsort. Aber trotzdem werden die Menschen zu dieser Zeit ruhiger und... irgendwie besinnlicher. Deshalb eignet sich diese Zeit wohl auch sehr gut für tiefergehende und wichtige Gespräche.

Weihnachtsgeschenk
Gestern führte ich mich einem langjährigen Freund ein ziemlich langes, interessantes und manchmal auch sehr emotionales Gespräch, in dessen Verlauf er seine Sorge um mich zum Ausdruck brachte.
Ich hätte mich äußerlich sehr verändert. Aber ich würde mich auch anders als früher verhalten und viele Dinge, die mir früher wichtig waren, sind es heute nicht mehr.

Er sei besorgt, dass ich vielleicht Selbstmordgefährdet sein könnte. Das konnte ich zum Glück offen und ehrlich von mir weisen. Denn mit jedem Tag seit meiner Entscheidung geht es mir ja langsam besser. Aber da ich mich ja noch nicht geortet habe, konnte ich den tatsächlichen Grund ja nicht nennen.

Am Ende des Gesprächs sagte er: "Ich weiß zwar nicht, was Du tun willst - aber egal was es ist, ich stehe hinter Dir."
Das war wirklich einer der schönsten Sätze, die jemals in meinem Leben zu mir gesagt wurden und ich hoffe, dass es stimmt. Das allein war schon mein schönstes Weihnachtsgeschenk und es hat mir wirklich wieder Mut gemacht.

Erschöpfung
Gespräche über mich versuche ich eigentlich konsequent zu vermeiden. Denn sie erschöpfen mich emotional immer sehr stark. Das Rollenspiel und der andauernde Rollenwechsel zwischen Mann und Frau fallen mir zunehmend schwerer und ich spüre, dass ich wohl zum ersten mal nur deswegen komplett als Frau auf die Straße gehen werde, weil ich irgendwann einfach keine Kraft mehr zum Verkleiden haben werde.

Seit fast 40 Jahren begleitet mich nun dieses "Trans" bewusst oder unbewusst. Es geht nie weg - gibt niemals ruhe, schläft nie. Wenn ich einschlafe, denke ich daran, manchmal verfolgt es mich in meinen Träumen und wenn ich am nächsten Morgen die Augen öffne, liegt es neben mir auf dem Kopfkissen.

Mein Umfeld registriert zunehmend, dass ich mich verändere und deshalb werden solche Gespräche wohl künftig eher häufiger. Deshalb muss ich einen Weg finden, um damit umzugehen.
Heute bestand dieser Weg darin, mir etwas Hübsches anzuziehen und den verschneiten Tag mit einer Tasse Tee und einem guten Buch auf der Couch zu verbringen.

Reportagen
Aber ich habe mir im TV auch eine Sendung des BR (natürlich zum Thema Trans) angesehen, die ich vor einiger Zeit aufgezeichnet hatte. Die Reihe lavita brachte eine Reportage mit dem Namen "Er? Sie? Es? - Geboren im falschen Körper". Unsere Problematik ist wohl derzeit "in" da die Sendung in der Rubrik "Meistgeklickt" den zweiten Platz belegt.

Obwohl die Moderatoren in jeder dieser Reportagen immer die gleichen Fragen stellen, hat mir die Sendung trotz einiger kleiner Ungereimtheiten sehr gut gefallen.
Zum einen weil sie Menschen aus Bayern befragt und zum anderen, weil ich mich selbst fast komplett wieder erkenne.

Jetzt ist es aber Zeit für eine neue Tasse Tee und das Thema "Trans" muss für eine gewisse Zeit in den Hintergrund treten.

Bis bald.

Birgit


Dienstag, 3. Dezember 2013

Haare - Das Problem

Haare können ja etwas Furchtbares sein...
Gerade für uns Transfrauen sind Haare ja oft nicht gerade der Quell der Freude.
Die dummen kleinen Dinger wachsen bei uns am liebsten an den Stellen, wo sie bei Frauen nun beim besten Willen nicht hingehören. Wie um das Auszugleichen glänzen sie an anderen Stellen durch hartnäckige Abstinenz.
Deshalb gehören bei uns seltsamerweise Haarentfernung und Haarpflege eng zusammen. Es ist geradezu schizophren.

Als ich im Januar damit begonnen habe, meine Barthaare durch IPL entfernen zu lassen, war mir meine Frisur zunächst weniger wichtig. Seit der Armee hatte ich immer rappelkurze Haare - hab es zwar nicht gemocht, war es aber so gewöhnt.

Irgendwann im April kam ich dann auf die Idee, mir die Haare einfach mal wachsen zu lassen nur um mal zu sehen, wie ich mit längeren Haaren aussehe.

Es ist wirklich unvorstellbar, wie kompliziert es für einen Mann in unserer Gesellschaft ist, seine eigenen Haare wachsen zu lassen! Anfangs von Freunden und Bekannten als "Langhaariger Bombenleger" tituliert zu werden geht ja noch irgendwie.
Danach kamen die Kolleginnen und fragten tatsächlich, wann ich mal wieder zum Friseur gehe.
Schließlich fing dann auch meine Familie damit an, sich um "meine" Frisur zu kümmern.

Es scheint nicht zu genügen, wenn man als erwachsener Mensch sagt, dass man gerne seine eigenen Haare wachsen lassen möchte. Also habe ich sie alle monatelang hartnäckig ignoriert.

Da das Testosteron auch bei meinen Haaren deutliche Spuren hinterlassen hat. Hatte ich nicht sonderlich viel Hoffnung um eine Perücke herumzukommen. Aber ich wollte es zuerst mit Koffein-Shampoo einer Volumen-Haarkur und Tabletten versuchen.

Nach über einem halben Jahr sind meine Haare nun deutlich länger und auch etwas dichter geworden und ich sehe auch gar nicht mehr so seltsam aus wie zu Beginn meiner kleinen "Rebellion".
Das geht sogar soweit, dass mich einige Leute auf der Straße gar nicht mehr erkennen.
Mein direktes Umfeld scheint sich nun auch damit abgefunden oder daran gewöhnt zu haben, dass es mich nun nur noch so gibt.

Endlich alles gut? nicht unbedingt! Denn mit längeren Haaren ähnelt man ohne richtigen Schnitt schnell mal einem Wischmopp. Davon bin ich nun nicht mehr weit entfernt.
Jetzt bekomme ich also eines meiner ersten richtigen Frauenprobleme - meine Frisur passt nicht.
Dazu bekomme ich aber gleich noch ein weiteres Problem mit Frei-Haus geliefert - ich bin eine Transfrau - meine Frisur passt nicht und ich brauche einen Friseur.

Nun werben Friseure (leider) äußerst selten (zumindest bei mir in Bayern) damit trans-freundlich zu sein und uns zu beraten. Genau das brauchen wir aber, weil unsere Eltern einen klein wenig anderen Erziehungsansatz hatten.

Da gibt es nun so viele Friseure - fast an jeder Ecke - viele verdienen wenig und fast keiner kommt auf die Idee uns Mädels etwas auf die Sprünge zu helfen und dafür unser Geld (und was noch wichtiger ist unseren Dank) zu bekommen.

Fast - weil einer tut es doch. Auf einem der letzten Gruppentreffs von Trans-Ident Ansbach (bei dem ich leider nicht dabei sein konnte) stellte Frau Scheuerecker von maXcut ihr Geschäft vor. Juhu!

Ein Termin dort steht auf meiner "Gute-Vorsätze-Liste 2014" ganz weit oben. Ganz in der Nähe von Hausarzt und Psychologen. Aber ich brauche immer ein wenig Zeit um Nachzudenken, mich zu beruhigen und Mut zu fassen. Wenn ich es dann aber angehe, bin ich konsequent.
Ich komme also doch noch zu meinem Rot-Ton und werde meinen Wischmopp besiegen.

LG

Birgit

Samstag, 30. November 2013

Das Christkind eröffnet den Nürnberger Christkindlesmarkt...

... und es gibt von mir nach zugegeben sehr langer Zeit wieder ein Lebenszeichen.

Das Jahr 2013 hat für mich schwierig angefangen und blieb leider auch durchgehend schwierig.
Private Probleme und ein langer Zeitraum beruflicher Unsicherheit hatten mir die Kraft genommen, mich mit mir selbst und meiner Transidentität zu beschäftigen.

Mittlerweile habe ich das aber wieder auf die Reihe bekommen und nun geht es auch wieder bergauf.
Frauenkleidung (wenn auch sehr unauffällige) gehört mittlerweile zu meinem Alltag.
Herren-Jeans habe ich z. B. gar keine mehr. Nur bei den Oberteilen gibt es noch Probleme, weil einige davon mit breiten Schultern wirklich merkwürdig bis lächerlich aussehen.
Hier hab ich meinen Weg bzw. meinen Stil noch nicht ganz gefunden.

Langsam tut sich was - nach nun elf IPL-Terminen ist der Bart deutlich weniger geworden.
Trotzdem sieht man ihn aber an der Oberlippe und am Kinn noch sehr deutlich.
Da muss Petra wohl weiter tapfer dran arbeiten.

Seit einigen Monaten lasse ich mir auch die Haare wachsen. Anfangs dachte ich, dass das bei solchen Testosteron-Schäden wohl nie was werden würde. Aber verschiedene Shampoo's und Spülungen haben wohl doch ein wenig geholfen und es sieht nun deutlich besser aus als am Anfang.

Für die Haare gibt es aber wohl mal einen eigenen Post.
Jetzt habe ich ja wieder mehr Zeit und Kraft für die wichtigen Dinge im Leben.

Ich freu mich auf den Winter.

Birgit

Mittwoch, 12. Juni 2013

Diversity Day 2013

Tag der Vielfalt

Der Verein "Charta der Vielfalt" hat am 11. Juni 2013 zum ersten deutschen Diversity-Tag aufgerufen.

Ich bin mit meinem Post also leider einen Tag zu spät dran, weil ich das Ganze aber toll finde, schreibe ich trotzdem was darüber.

Unternehmen können die "Charta der Vielfalt" unterschreiben, (meines hat das bereits vor einigen Jahren getan) und verpflichten sich damit, ein Umfeld zu schaffen, in dem Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit wertgeschätzt werden und ihre individuellen Stärken einbringen können.

Bisher haben 1.350 Firmen und Institutionen unterschrieben. Die Unternehmensberatung McKinsey und die Wirtschaftswoche haben dafür den Diversity-Preis ausgelobt.

Große Konzerne versuchen unter dem Begriff "Diversity" Mitarbeiter aus dem LGBT-Umfeld zu unterstützen und im Unternehmen zu berücksichtigen.

Ich finde die Idee der Charta und auch den Tag gut, weil beide Dinge vielleicht etwas zu einem Thema beitragen, das mich selbst natürlich sehr bewegt und betrifft.

In unserer Gesellschaft gehören Transgender einfach zum Leben dazu. Aber auch die beste Charta und noch so viele Aktionstage helfen nicht, wenn unsere Mitmenschen nicht wissen oder nicht begreifen, dass wir ihnen nichts böses wollen und selbst auch nur ganz normale Menschen sind, die einfach ihr Leben leben möchten.

Auch der größte Konzern besteht aus vielen Einzelpersonen. Vielleicht werde ich ja bald selbst herausfinden, was diese Unterschrift auf der Charta für eine(n) Einzelne(n) bedeutet.

So, mein Kaffee ist mal wieder leer und ich habe endlich einige sommerliche Oberteile gefunden, die ich natürlich gleich genauer anprobieren muss...

Samstag, 8. Juni 2013

Rock im Park und Schuhe in der Tasche

Der Sommer ist da...
und endlich geht es mir gesundheitlich wieder etwas besser.
Da in den letzten Wochen aber wirklich nicht viel passiert ist (zum Glück war Nürnberg ja nicht vom Hochwasser betroffen) gab es auch wirklich wenig worüber sich zu schreiben gelohnt hätte.

"Blogging...
... ist eine Nostalgie, die vor über 10 Jahren mal modern war." So oder ähnlich stand es vor einigen Tagen auf der Nachrichtenseite einer großen deutschen Zeitung.

Das warf bei mir die Frage auf, ob Medien, die es immer noch nicht wirklich geschafft haben ihre Inhalte vollständig in einer einheitlichen, einfach lesbaren Form ins Netz zu stellen überhaupt in der Lage sind irgendwelche Trends im Netz zu beurteilen.

Es geht nicht immer nur um Trends, sondern vielmehr um wertige Inhalte. Twitter, Facebook, Blogs und Webseiten haben alle ihre Vor-, und Nachteile. Jeder Dienst oder jedes Medium erfüllt einen bestimmten Zweck und hat daher nach meiner Meinung auch seine Daseinsberechtigung.

Trends hinterher zu laufen mag für manche ein Hobby sein - ob es immer sinnvoll ist bleibt dahingestellt.

Da ich in meiner Entwicklung nur langsam vorangekommen bin (was mich sehr frustriert) habe ich meine Psyche mit dem Lesen einiger wirklich guter Blogs aufrecht gehalten.

Zwischen Highheels und Hightech von Corinna habe ich von Mitte Mai bis jetzt komplett gelesen und verfolge natürlich gespannt jeden Post.

Mein wahres Leben von Andrea lese ich schon länger und freue mich natürlich auch dort auf jeden neuen Post.

Inka geht Ihren Weg Inka ist ja nun eine viel fleißigere Bloggerin als ich es bin. Sie findet immer wieder interessante Themen und ihr Blog begleitet mich nun schon eine ganze Weile.

Sommer, Sonne, Kleidung - Hilfe! - Rettung: Schuhe
Jetzt wird es ja wirklich warm und das kann für eine Transfrau im ungeouteten (tolles Wort) Zustand wirklich ein Problem werden. Bisher lebte ich in eher unauffälliger Übergangskleidung dahin. Aber manchmal ist das doch etwas eintönig.

Außerdem will ich ja Erfahrungen im Alltag sammeln, und musste (ja musste ich wirklich...) mir neue Schuhe kaufen.
Sie sollten natürlich unauffällig sein, aber diesmal einen deutlichen Absatz haben.
Da hab ich mich für ein schwarzes Paar Hidden Wedges von Blowfish entschieden.
Die waren zwar nicht ganz billig, aber ich trage fast nur hochwertige Schuhe und der Absatz ist mit meinen Sally Bootcut-Jeans kaum zu sehen.
Meine neuen Blowfish-Wedges

Keilabsätze mag ich einfach - ich weiß auch nicht warum.
Nach ein paar Tagen trudelten die Schuhe auch bei mir ein. Sie passten perfekt und ich machte meinen ersten Spaziergang mit Absatz in der Öffentlichkeit.

Außer, dass ich das Gefühl hatte Jeder (aber auch Jeder!) würde nur auf meine Füße gucken passierte eigentlich wenig.

Ich hab nur bemerkt, dass Bio-Frauen wahrscheinlich stärkere Waden als unser guter Arnold Schwarzenegger haben müssen, denn meine taten nach einer Stunde ziemlich weh und zitterten sogar noch eine halbe Stunde später, als ich die Schuhe schon lange wieder ausgezogen hatte.
Ich (bzw. meine Waden) brauchen also noch eine ganze Menge Übung, bis wir mit diesen Schuhen auf eine ausgedehnte Shopping-Tour gehen können.

Dieser kleine Ausflug hat allerdings nicht nur meine Waden, sondern auch mein Nervenkostüm ziemlich belastet. Da es mein absoluter Horror wäre vielleicht wie Charlys Tante auszusehen und ich mich dauernd beobachtet fühlte benötigte ich einen Schokoriegel um wieder einigermassen runter zu kommen. Schokoriegel sind eigentlich tabu.

Trans* aus Spaß?
In Kommentaren anderer Blogs habe ich einige (natürlich anonyme) Kommentare gelesen, dass wir ja nur zum Spaß und auf Staatskosten so ein wenig "Herumtransen".
Mal abgesehen von dem Niveau solcher Kommentare kann ich nur sagen, dass ich keinerlei Spaß dabei empfinde "ein wenig Herumzutransen" um damit andere Menschen zu Schockieren oder zu Belästigen.
Aber ich habe für mich vor einiger Zeit entdeckt, dass ich anders wohl nicht am Leben teilnehmen kann.

So, mein Kaffee ist leer und die Nürnberger Innenstadt wird immer noch von Horden von Festivalbesuchern aus der ganzen Welt gestürmt, die bald Rock im Park genießen wollen.
Es sieht so aus, als hätten sie dieses Jahr auch endlich mal richtig schönes Wetter.

Deshalb viel Spaß am Ring oder wo ihr gerade seid - ein schönes, sonniges Wochenende.




Freitag, 17. Mai 2013

Urlaub, Sommer ... und nichts anzuziehen

Urlaub...
... ist ja etwas Schönes. Nach dem ganzen Problemen und dem Stress der letzten Monate bin ich einfach mal für eine Woche abgetaucht.
Eine ganze Woche ohne Internet, Smartphone, Notebook und die ganzen digitalen Radaumacher, ohne die wir heute nicht leben können.

Freizeit...
... ist ja auch Zeit um über viele Dinge nachzudenken, die im Alltag einfach so untergehen.
Einfach mal bei (nun endlich) schönem Wetter in ein Café setzen, den Menschen beim vorüber Flanieren oder auch Vorbeihasten zuzusehen - das ist gar nicht so einfach.

Schmerzen...
... bekomme ich dann, wenn wieder eine Frau in besonders schöner Kleidung oder mit einem lebensfrohen Lachen an mir vorbeigeht, denn dann wird mir wieder mit voller Wucht bewusst, was ich bin und wie weit ich noch von meinem Ziel entfernt bin.
Ich habe das Gefühl, dass es mit der Zeit immer schlimmer wird und möchte mich dann am liebsten in meiner Wohnung verkriechen.
Aber dann denke ich an die kleinen Dinge, die ich schon erreicht habe und meine Laune bessert sich wieder - außerdem geht es mir nun auch gesundheitlich wieder besser und ich kann endlich wieder einige Dinge anpacken.

Stur...
... wie ein Ochse, Esel und dazu noch eine Kuh muss man als Trans-Frau sein (natürlich nur in bestimmten Dingen).
Am Mittwoch hatte ich nun meinen 5. IPL-Termin bei Petra in Ansbach und auch wenn ich noch recht stoppelig daherkomme, sind es wieder ein paar weniger Haare und ich habe das gute Gefühl meinem Ziel wieder ein kleines Stück näher zu kommen.

Sommer...
... ist ja etwas wunderbares. Nur leider habe ich nun wirklich mein erstes ernsthaftes Frauenproblem! Ich hab nichts anzuziehen! Letztes Jahr war ich wohl noch ein ganzes Stück schwerer und korpulenter und obwohl ich noch keine Hormone nehme, hab ich wegen Krankheit und bewussterer Ernährung wohl ganz schön an Gewicht verloren (gut - es könnte ruhig etwas mehr sein).

Jeans ok - aber ich brauche noch etwas alltagstaugliches obenrum.
Deshalb schlendere ich jetzt oft durch unsere Fußgängerzone und achte intensiv darauf, was die anderen Frauen derzeit so tragen und ob mir was davon stehen würde.

Kataloge und Frauenzeitschriften mit den ganzen Bio-Schönheiten helfen mir da einfach nicht weiter und eine Stilberatung für Transgender habe ich noch nirgends gefunden.
Das wäre doch mal eine Marktlücke - genau wie ein TG/TS-Friseur, weil auch die Frisurentipps aus den Zeitschriften für uns anfangs wenig passend sind.

So, mein Kaffee (und das Stück Kuchen ühüm...) sind alle und ich habe immer noch nichts anzuziehen für den Trans-Ident e.V. Gruppentreff nächste Woche in Ansbach (Petra hält dort übrigens einen Vortrag über IPL). Deshalb muss ich jetzt ganz fix los und ein, zwei, drei ... Oberteile kaufen.

PS:
So viele Leser(innen) und einige Kommentare - freut mich, hoffentlich schreibe ich nicht so langweilig, aber bei mir geht es eben noch nicht so richtig los.
Aber ich bin stur.


Samstag, 27. April 2013

Alltag - nicht immer schön, aber alles wird gut.

Manchmal...
... habe ich einfach zu wenig Zeit, oder vielleicht auch zu viel um die Ohren, um Nachzudenken, meine Gedanken zu sammeln und hier etwas sinnvolles zu schreiben.
Deshalb gab es leider in den letzten Wochen keinen Post und weil ich ab nächster Woche viel unterwegs bin, wird es wohl auch bis zum nächsten noch ein wenig dauern.

Hindernisse
Da mich momentan so etwas wie eine Dauer-Erkältung plagt, versuche ich meine Arbeit und die täglich anfallenden Pflichten zu erfüllen, dann geht's meistens ab ins Bett und Ausruhen.
Hoffentlich wird es bald wärmer und mein gesundheitlicher Zustand bessert sich.
Auch die anstehenden Reisen verhindern Termine für IPL, Hausarzt oder Psychologen, so dass ich wieder warten muss - das frustriert.

Wirrnisse
Nach längerer Zeit war ich mal wieder geschäftlich quer durch Deutschland unterwegs.
Früher hat mir das immer unheimlich Spaß gemacht, aber seit ich mir selbst eingestanden habe, dass ich "Trans" bin, empfinde ich das jetzt teilweise als eine lästige Pflicht.

Warum ist das so? Während ich im normalen Alltag in dezenter Frauenkleidung unterwegs bin, meine Haare wachsen lasse und meine Nägel nun auch schon eine ordentliche Länge haben, muss ich mich auf diesen Reisen in einen Vollblut-Mann zurückstutzen.
Hemden, Anzug, kein Schmuck nur eine Männeruhr, Krawatte - das ganze Programm.

Mich verwirrt nun dabei, dass ich mich noch vor einigen Monaten in Frauenkleidung wie ein verkleideter Mann gefühlt habe. Wenn ich nun verreise, komme ich mir in den Männersachen jetzt wie eine als Mann verkleidete Frau vor. Das bringt mich durcheinander und ärgert mich auch.

Pläne
Sobald ich das Gröbste hinter mir habe, und wieder etwas Ruhe in meinen Alltag eingekehrt ist, will ich unbedingt wieder zu Gruppentreffs, Stammtischen und zur IPL (da hab ich ja Dank Petra zum Glück schon einen Termin). Dann steht mein Hausarzt auf dem Programm.
In Vorbereitung auf den ersten Besuch beim Psychologen fange ich auch langsam mit meinem TS-Lebenslauf an, aber dazu gibt es wohl mal ein separates Posting.

Frisur und Haare
Das ist wirklich ein Reizthema für mich. Ich hege und pflege und sie wachsen auch - langsam zwar, aber stetig. Nun hat man als "Mann" leider anscheinend leider nicht die Freiheit, seine Haare länger zu tragen.

Sobald sie nicht mehr rappelkurz sind, fragen einen Freunde, Bekannte und Kollegen, ob man nicht mal wieder zum Friseur gehen möchte und man wird als "langhaariger Bombenleger" tituliert.
Männer färben ja auch ihre Haare nicht, wie uns die Werbung erklärt - sie "tunen".

Als ich mir vor einigen Tagen zum ersten Mal im Leben die Haare "getunt" habe, beschlich mich das Gefühl, wohl langsam alt zu werden. Nachdem ich aber etwas darüber nachgedacht hatte, fiel mir ein, dass sich Frauen schon als Twens oder vorher die Haare färben und schon fühlte ich mich wieder jung.

Wobei ich sagen muss, dass dieses "Tuning" so zart ausfällt, dass ich es am liebsten mal mit einem Färbemittel für Frauen in meinem Naturton probieren möchte.
Aber da ich das noch nie gemacht habe, hab ich Sorge, dass ich danach irgendwie verfärbt, Orange oder sonst wie aussehe, dass kann ich noch nicht gebrauchen.

Aber jetzt geht's erst mal weiter im Reisestress - und danach wird alles gut...

PS:
Obwohl ich in letzter Zeit wenig geschrieben habe, steigen meine Besucherzahlen von Tag zu Tag. Das freut mich natürlich. Ich hab sogar schon einen Kommentar bekommen (von Nina) - auch darüber hab ich mich gefreut.


Samstag, 6. April 2013

Transfrau - habe ich ein Leben?

Finsteres Loch
Seit nunmehr fast zwei Wochen bin ich ziemlich erkältet. Die blöde Erkältung schränkt meine alltäglichen Tätigkeiten genauso ein wie meine Planung für meine weitere Entwicklung.
Trotzdem war ich bisher größtenteils optimistisch und hatte normale bis gute Laune.

Gestern habe ich in einem Forum allerdings einen Beitrag gelesen, der meine ganze über die vergangenen Monate mühsam gesammelte Einstellung mächtig durcheinander gewirbelt hat.
Es war nur einige Wörter - ein paar wenige Zeilen, aber sie waren genau so brisant wie Sprengstoff.

Heute wollte ich eigentlich zum Trans-Ident-Stammtisch, darauf hatte ich mich schon die ganze Woche gefreut, aber die Erkältung hat mir wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Deshalb sitze ich ja auch an einem Samstag Abend bei einer Tasse Tee vor meinem Notebook und schreibe meine Gedanken in diesem Blog nieder.

Seit ich Ende letzten Jahres über mich nachgedacht habe, bin ich psychisch nicht mehr in ein finsteres Loch gefallen. Aber heute war ich wirklich nah dran.

Existenz
Ich war ja bisher weder beim Hausarzt noch beim Psychologen. Deshalb gibt es ja auch noch keine ärztliche Diagnose und demzufolge auch keine Hormone.

Um aber trotz meiner Erkältung wenigstens ein kleines bisschen voran zu kommen, habe ich mir Gedanken über meinen TS-Lebenslauf gemacht. Irgendwann brauche ich den ohnehin und ob ich jetzt oder später über mein früheres Leben schreibe ist wohl egal.

Bevor man einen Lebenslauf schreibt, macht man sich natürlich zuerst Gedanken.
Dabei ist mir aufgefallen, dass wenn ich mein Leben unter dem Trans-Gesichtspunkt betrachte, viele kleine Mosaiksteinchen zuerst auftauchen, dann an die richtige Stelle rücken und dann seltsamerweise fugendicht zusammenpassen.

Transsexuell bin ich wohl schon lange, dass war keine neue Erkenntnis - neu war allerdings, dass ich dachte, ich hätte nur mein gesamtes Umfeld getäuscht und daher gibt es niemand, aber auch wirklich niemand der mich kennt.
Aber wegen meiner Erziehung und Sozialisierung habe ich auch mich selbst jahrelang getäuscht.
So dass ich heute nicht mehr weiß, wer ich eigentlich bin. Sehr viele wichtige Entscheidungen meines Lebens habe ich nur getroffen, weil ich einfach nicht ich selbst sein durfte oder wollte.

Das hat dazu geführt, dass ich nun zwar existiere, arbeite und brav meine Steuern zahle - aber kein Leben habe.
Als Mann hatte ich wirklich fast alle Möglichkeiten, Frau, Liebe, Geld, Haus - alles hätte ich haben können - als Mann. Aber ich kann dieses Leben nicht führen. Ich ließ mich nie festlegen, weil sich einfach alles falsch anfühlte - seltsam unpassend.

"Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung." Diese Weisheit ist so einfach - wird so oft wiederholt, dass es langsam ziemlich abgedroschen klingt. Aber es stimmt!
Seit ich dabei bin mich selbst zu erkennen, entdecke ich logische, aber auch unschöne Dinge - trotzdem fühle ich, dass ich nicht anders kann.

Fazit
Das alles ist nicht schön - und ich mache das beileibe nicht zum Spaß.
Deshalb möchte ich alle Menschen die nicht "Trans" sind um Toleranz und Verständnis bitten.
"Seid froh, dass ihr diesen Weg nicht gehen müsst - wir haben es bereits schwer genug."

Heute mal ein nachdenklicher, grauer Post - aber alles wird gut.

Samstag, 30. März 2013

Neue Schuhe und Haare die 413.

So langsam wird es eng...
...in meinem Schuhschrank. Aber jetzt wo ich mir endlich die Schuhe kaufen kann, die mir gefallen, muss der Schuhschrank eben einiges aushalten.

Nach einiger Suche hab ich mir ganz tolle Schuhe mit Keilabsatz im Internet bestellt und sie wurden sogar noch vor Ostern geliefert. Damit kann ich sie in den freien Tagen einlaufen.

Vom Dunkel ins Licht
Nachdem ich gestern Abend einen kleinen Spaziergang gemacht habe - es war schon dämmerig.
Bin ich heute erstmals bei hellem Tageslicht in den neuen Schuhen einkaufen gegangen.

Das ist wirklich ein total komisches Gefühl - ich hatte dachte ständig, dass alle nur auf meine Schuhe gucken. Vorn Vorne sind sie ja mit Bootcut-Jeans relativ unauffällig, aber von hinten, beim Treppensteigen oder Sitzen bestehen sie praktisch nur aus Absatz.
Die Krönung war natürlich das Postamt, weil alle Menschen der Warteschlange wegen der Sicherheitszone ausgiebig Zeit hatten, meine Absätze zu bewundern... Ups!

Es reicht noch nicht
Obwohl ich mich wirklich darüber gefreut habe, dass ich mich mal getraut habe. Kann von Passing wohl keine Rede sein. Da muss ich wirklich noch an mir arbeiten - und ohne Outing und Hormone hab ich wirklich kein gutes Gefühl, weil ich wahrscheinlich in dem Zwischenstadium mehr auffalle, als wenn ich gleich geschminkt mit Perücke und weniger dezent gehe.

Aua und gemischte Gefühle
Also haftet meinem kleinen Erfolg doch ein leichter Beigeschmack an.
Außerdem sind Absätze wirklich anstrengend, meine Füße, Waden und Knie brauchen doch tatsächlich schon nach zwei Stunden Erholung.
Deshalb hab ich für den Stadtbummel bei schönem Wetter meine Vagabonds aus dem Schrank geholt.
Weil Männerschuhe müssen ohne zwingenden Grund wirklich nicht mehr sein.

Haare die 413.
Es ist wirklich ein leidiges Thema. Dort wo ich sie möchte stehen oder hängen sie nur so rum und an anderen Körperstellen muss ich viel Geld und Zeit investieren, um sie endlich loszuwerden.
Neben diversen Koffein-Shampoos probiere ich jetzt mal eine zeitlich begrenzte Kur von Inneov.
Vielleicht hilft es ja - ich halte euch auf dem Laufenden.

Donnerstag, 28. März 2013

Jeans - Der Unterschied

So, mein erster Post, den ich mit dem Smartphone schreibe. Mal abgesehen davon, dass ich mir meine Fingernägel abbrechen, gibt es leider auch keinerlei Möglichkeiten zur Textformatierung bei der App.

Nachdem ich mir schon einige Damen-Jeans online bestellt hatte, aber mit keiner wirklich zufrieden war, hab ich mich endlich getraut und mir eine im Laden gekauft.

Als Mann bin ich ja immer in den Laden reinmarschiert. Marke wie immer, Größe wie immer. Keine Zeit mit Anprobe verschwenden, Zahlen, fertig raus. Thema erledigt.

Warum Frauen immer so ein Drama um ihre Jeans machen konnte ich bis heute nie nachvollziehen.
Aber jetzt weiß ich warum!

Gut ausgesuchte Damen-Jeans sitzen wunderbar und fühlen sich noch besser an.
Ich bin vollauf begeistert.
Ab heute trage ich nur noch solche Jeans...

Sonntag, 24. März 2013

Ein Verein nach über 20 Jahren

Wieder Vereinsmitglied
Nach über 20 Jahren ohne irgendwelche Mitgliedschaften bin ich nun wieder einem Verein beigetreten.
Auf meinem Lebensweg war ich Mitglied in verschiedenen Vereinen - meist Kampfsportvereine, weil ich keine Mannschaftssportarten mag und auch aus den unzähligen Versuchen heraus "mich selbst zu heilen".

Beim letzten Treffen der Ansbacher Gruppe bin ich also nun dem Trans-Ident e.V. beigetreten.
Wie es nun mal meine Art ist, geschah dies noch spontan, sondern nach reiflicher Überlegung.
Zuerst dachte ich nicht über eine Mitgliedschaft, sondern über den Verein selbst nach.
Auch nach seiner Gründung sind die Gruppenteilnehmer uneins darüber, ob es wirklich notwendig war einen Verein zu gründen, oder ob eine Selbsthilfegruppe nicht auch genügt hätte.

Ein Verein ist ein Verein
Nachdem ich einige Zeit nachgedacht hatte, und obwohl ich noch nicht genau weiß, wohin mich dieser Weg führt war ich von Anfang an für einen Verein.
Nicht wegen Geldmitteln oder Spenden, sondern wegen der Sache an sich.
Es ist wohl unbestritten, dass die Deutschen seit jeher Vereinsmeier sind. Es gibt Vereine für alle möglichen und unmöglichen Interessengruppen.

Deshalb ist es auch so wichtig, dass es einen Verein für transidente, transsexuelle, Transgender usw. gibt. Die Menschen sehen, dass wir ganz normale Menschen sind, die sich eben wie viele anderen in einem Verein organisieren.
Eine Selbsthilfegruppe mag für uns vielleicht genau die gleichen Zwecke erfüllen. Aber in der öffentlichen Wahrnehmung wird ein Verein doch anders gesehen als eine Selbsthilfegruppe.

Dabei sein ist alles?
Jede(r) von uns kommt und kam mit seinen ganz persönlichen Bedürfnissen und (Vor) Geschichte zu dieser Selbsthilfegruppe Trans ist schließlich kein Hobby, dass Gleichgesinnte so einfach im Verein gemeinsam pflegen und ausüben.
Darum versuche ich nun ganz auf meine eigene Art mit dem Verein oder der Gruppe umzugehen.
Den Gründungsmitgliedern danke ich natürlich für das Engagement und die unermüdliche Energie, die bereits jetzt schon deutlich sichtbar ist.

Wie geht es weiter?
Diese Woche werde ich wohl aus beruflichen Gründen wieder mal nicht in die Nürnberger Gruppe kommen können, obwohl diese Treffen für mich so wichtig sind.
Bei den Treffen tanke ich jedes mal, teils unbewusst eine Menge Energie, die mir bestimmt fehlen wird.
Deshalb starte ich schon mit einem unguten Gefühl in diese Woche.

Nach der krankheitsbedingten Zwangspause brauche ich nämlich dringend Erfolgserlebnisse und positive Impulse.
Na, mal sehen, was die nächsten Tage bringen.

Samstag, 23. März 2013

Krimskrams im März

So, heute gibt es nach längerer Zeit mal wieder einen Post von mir.
In den letzten Wochen hatte ich nämlich mit einer schweren Erkältung zu kämpfen, die leider immer noch nicht ganz verschwunden ist. Aber zumindest kann ich meinen geliebten Kaffee schon wieder genießen.

Haarfrei die Dritte
Kurz nach meinem letzten Post hatte ich meinen dritten IPL-Termin bei Petra von hairfree.
Obwohl es die beiden letzten Male doch etwas geziept hatte, wollte ich nun wie von Petra geraten eine Stufe höher gehen. Es war dann auch gar nicht so schlimm und ich bin auch diesmal wieder ohne Rötungen oder ähnliches davongekommen.

Langsam aber sicher wird mein Bart nun anscheinend deutlich weniger.
Ich muss mich zwar noch jeden Tag rasieren, weil auch noch viele dunkle Haare dabei sind, aber im Vergleich zu vorher hat sich wirklich viel getan. Einen Termin für die nächste Behandlung habe ich natürlich auch schon.

Gruppentreff Ansbach
Im Terminkalender von Trans-Ident e.V. hatte die Ansbacher Gruppe wirklich ein interessantes Thema eingetragen. Nina wollte einen Vortrag über ihren bisherigen Weg halten und hatte das Thema vorbereitet.

Da ich mich in Ansbach ja noch nicht so gut auskenne, dauerte es etwas, bis ich das KISS Ansbach bei eisigem Wetter gefunden hatte.
Ich muss wirklich sagen, dass die Räumlichkeiten in Ansbach kein Vergleich zum Schulhaus-Charakter in Nürnberg sind.
Das sollte ja eigentlich keine große Rolle spielen - tut es aber irgendwie doch.

Im Nachbarschaftshaus Gostenhof komme ich mir oft wie in einem Besprechungsraum eines Unternehmens vor. Unterschwellig befinde ich mich also in einem weiteren Meeting und die karge Einrichtung trägt nicht unbedingt dazu bei sich zu öffnen und etwas von sich zu erzählen.

Der Raum in Ansbach ist mit Stuhlkreis, einer Besprechungsecke, warmen Farben und etwas Deko um ein Vielfaches wärmer und beeinflusst die Gedanken doch positiver als der Raum in Nürnberg.

Der Abend war dann auch wieder überaus interessant und Nina und die anderen Vortragenden brachten wirklich gut gemachte Beiträge (sogar mit Musik).
Ich war wieder eine derjenigen, die sehr wenig geredet haben. Aber nach Jahren des Versteckens habe ich mich wohl wie eine Miesmuschel verschlossen - und ich kann mich wohl einfach nicht mehr so schnell öffnen. Auch erschöpfen mich die Treffen mental vollkommen, aber auf eine angenehme Weise. Endlich könnte ich mich öffnen - daran muss ich mich erst noch gewöhnen.

Nina, ihre Mutter und Carla haben sogar Kaffee und Kuchen mitgebracht - der Kuchen war wirklich eine Versuchung und ich musste ihn unbedingt probieren, da ich nun endlich in Größe 42 passe hab' ich mir doch eine kleine Belohnung verdient oder? jetzt steht über dem Ziel die 40.

Erkältung
Danach kam wieder mal eine fiese Erkältung, die mich schon ziemlich gebremst hat.
Deshalb bin ich auch leicht frustriert. Perücke, Psychologentermin - alles auf Eis bis ich wieder fit bin.

Nina Radtke
In der Zeit hat mir ein wenig das Blog von Nina Radtke geholfen.
Die noch junge Frau geht ihre Probleme wirklich mit einer fast schon unbändigen Energie an.
Ein Zehntel ihres Selbstbewusstseins würde mir wahrscheinlich schon reichen.
Allerdings war ich in dem Alter wahrscheinlich auch noch lockerer und hatte noch nicht so viele Verstrickungen und Verpflichtungen wie heute.
Trotzdem: Ganz toll!

Grün
Wie so oft schreibe ich mal wieder aus dem Starbucks am Josephsplatz.
Weil ich jetzt "Grün-Kundin" bin (sagt zumindest die nette Mail) bekomme ich jetzt zu meinem "Coffee Venti" ein kostenloses "Refill".
Hach! ich liebe es einfach Anglizismen aneinander zu reihen.

Das probier ich doch jetzt gleich mal aus...


Montag, 4. März 2013

Transident - und dann?

Warum das alles?
Das ist eine Frage, mit der ich als erstes bei meinem Outing rechne und die ich mir auch schon oft selbst gestellt habe. Diese Frage ist nicht unberechtigt.

Was soll sich denn an Deinem Leben ändern, wenn Du eine Frau bist?
Ich bin der festen Überzeugung, dass sich vieles ändern wird, wenn ich meinen Weg weiter gehe.
Auf manche Änderungen werde ich Einfluss haben, auf andere nicht - genau wie in meinem bisherigen Leben.

Wenn ich ehrlich bin, soll sich in meinem Leben gar nicht so viel ändern und ich hoffe auch nicht auf ein Wunder oder tausend neue Möglichkeiten, die Liebe meines Lebens oder einen noch besseren, noch tolleren Job.

Aber was bringt das dann?
Jemand, der nicht "trans" ist kann ich das leider nur schwer erklären.

Für mich bedeutet es einfach, dass ich nun einfach ich selbst sein kann - ein Gefühl, dass ich bisher nie hatte und das jetzt erst langsam zum Vorschein kommt, seit ich gezielt auf dem Weg bin.

Es bedeutet für mich, dass ich die Kleidung tragen kann, die ich möchte, mich den Dingen befassen und umgeben kann, die mich schon immer interessiert haben und mich frei entfalten kann.

Es bedeutet für mich, dass ich endlich damit aufhören kann, daran zu denken, wie gerne ich eine Frau wäre. Es wird immer behauptet, dass Männer in jeder freien Minute an Sex oder Frauen denken. Das ist bei mir definitiv nicht so. Ich kann jetzt noch gar nicht ermessen, wie es sein wird, diese Gedanken nicht zu haben und damit so viel freie Zeit um an andere Dinge zu denken.

Der Alltag
Auf der Straße und im Geschäft, trage ich wo es mir möglich ist weibliche Kleidung. Daheim bin ich nur noch als Frau unterwegs.

Aber es fällt mir noch immer sehr schwer, als Frau auf die Straße zu gehen.
Auf dem Weg zum letzten Gruppentreff war ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs und an einer Haltestelle stieg plötzlich eine große Gruppe Jugendlicher zu. Ich wäre fast vor Angst gestorben - obwohl sie mich glaube ich gar nicht beachtet - oder nichts gemerkt haben.

Ich habe in meinem Leben schon einige brenzlige und schwierige Situationen hinter mich gebracht, aber in solchen Situationen bin ich einfach nur schwach. Vielleicht liegt es auch an meiner Erziehung - es wurde schon immer peinlich darauf geachtet, was andere von mir denken könnten.
Das kann ich nicht so einfach abstreifen.

Transphobie
Ein Begriff, den ich erst kürzlich in einem Forum gelesen habe, und mein persönlicher Albtraum.
Besonders gewundert hat es mich, dass es auch transphobe Frauen gibt.
Eine durfte ich vor einiger Zeit in meiner Männerrolle kennenlernen und ich musste mich sehr beherrschen.
Ich war sichtlich um Fassung bemüht, als eine Transsexuelle als "schwules ES" bezeichnet wurde.
Daraufhin bat ich um mehr Toleranz, Nachdenken und Verständnis. Aber sie sah mich nur an wie ein Mondkalb.
Auch heute kann es für uns noch schwierig werden.

Bart, Bart, Bart
Allmählich verliere ich mit meinem Bart die Geduld und bei meinem Termin übermorgen will ich das Ganze mit mehr Power angehen. Ist mir jetzt auch egal - wer schön sein will muss leiden und sterben werde ich schon nicht.

Weiter...
auf dem langen, aber interessanten Weg um am Ende vielleicht ein unspektakuläres, aber für mich das einzige Ziel zu erreichen.


Dienstag, 19. Februar 2013

Transgender? Trans-Ident? Transsexuell? - Trans-Egal?

Schneetreiben
Seit heute Morgen schneit es so stark, dass ich heute keinerlei Lust hatte noch länger draußen zu bleiben. Es zog mich vielmehr schnell nach Hause zu einer warmen und gemütlichen Tasse Erdbeertee.
Teetrinken bietet bekanntlich Zeit nachzudenken und genau das habe ich wieder mal getan.

Verwirrung
Das Thema "Trans" ist für mich manchmal ziemlich verwirrend und teilweise sogar unverständlich.
Da gibt es Transgender, Transidente, Transsexuelle und vielleicht noch viel mehr Gruppierungen, von denen ich bisher vielleicht noch nichts gehört habe.

Minderheiten
Alle diese Gruppierungen haben jedoch eines gemeinsam - sie sind gesehen an der Anzahl der Gesamtbevölkerung Minderheiten. Leider werden Minderheiten oft diskriminiert oder stigmatisiert.
Bei meinen Recherchen im Netz fällt mir jedoch immer wieder auf, dass auch unter den - ich nenne sie mal Trans-Menschen oft wenig Zusammenhalt besteht.

Neben der großen Anzahl vieler kleiner Verbände, die sich anscheinend oft kritisieren, korrigieren und irgendwie auch konkurrieren fällt mir auf, dass auch Menschen, die augenscheinlich aus dem "normalen" Rahmen fallen gern selbst in Schubladen stecken.

Richtig oder falsch?
Da gibt es "richtige" oder "falsche" Trans-Frauen. Die Standard-Trans-Frau (was für ein interessanter Begriff) scheint seit frühester Kindheit in Transition zu sein und lässt sich selbstverständlich operieren.
Eine Abweichung vom "Standard" kann auch bei Minderheiten schwer verständlich sein.

Eine Frage des Jahrgangs?
Junge Menschen haben es heute gottlob schon etwas einfacher als noch vor zwanzig Jahren und ich hoffe, dass es in zwanzig Jahren noch einfacher sein wird, im richtigen Geschlecht zu leben.
Oft gab es damals einfach nicht die Möglichkeit den geraden Weg zu gehen und wie immer ist der verschlungene Pfad oft schwieriger.

Individualität
Die Transition, das Thema "Trans" ist für jeden Menschen eine - finde ich - urpersönliche Sache.
Jeder Mensch ist verschieden und geht demzufolge mit Problemen oder Schwierigkeiten individuell um. Die Eine kann es kaum erwarten, hüpft in neue Kleider und legt selbstbewusst los - Trans? na und?
Die Andere steckt vielleicht in einer sozialen und moralischen Zwickmühle, oder braucht einfach nur einen kleinen Schubs um zu sehen, dass es gar nicht so schlimm wird.

Trans-Egal
Ich finde, es ist wirklich vollkommen egal, ob mich die Leute nun als Transgender, transidenten Menschen, Trans-Frau oder Transsexuelle bezeichnen.
Solange uns immer noch mit wenig Toleranz begegnet, wir immer noch rechtlich und sozial benachteiligt werden und ein großer Teil unserer Mitmenschen Vorurteile gegen uns hegt - ist der Kampf um die "richtige" Bezeichnung für mich Haarspalterei.
Auch wenn einige Begriffe negativ behaftet sein mögen und mir auch nicht gefallen, aber wir alle haben denke ich - andere Probleme.

Gemeinschaft
Wenn ich so in das Schneetreiben hinausblicke, wünsche ich mir einfach eines fernen Tages ganz einfach als Frau mein Leben zu leben. Und mir über Wege, Gesetze, Begriffe, Kleidung, Passing, Alltag genau so viele Gedanken zu machen wie jeder andere Mensch.

So, mein Tee ist alle und meine Gedanken wirbeln wie die Schneeflocken.




Sonntag, 17. Februar 2013

Therapie - Ja, aber wie?

Die Zeit scheint reif
Es sind nun schon einige Monate vergangen, seitdem ich mich dazu entschlossen habe, mich selbst zu akzeptieren und diesen teils schwierigen Weg zu gehen.

In den letzten Monaten hat sich mein Leben in manchen Teilbereichen sehr verändert.
Andere Dinge sind wichtiger geworden, während andere nach längerem Nachdenken unwichtig geworden sind.

Ich habe mich so intensiv wie möglich mit dem Thema "Trans" beschäftigt, habe viel gelesen, Filme gesehen, einige Menschen getroffen sowie Behandlungen und Veränderungen begonnen.
Mit Vernunft und Sturheit habe ich so manches Kilo abgenommen und wenn ich heute in den Spiegel sehe, gefalle ich mir deutlich besser als noch vor ein paar Monaten.

Bei all diesen Veränderungen blieb jedoch eines gleich - ich bin trans.
Das bereitet mir nun mehr und mehr psychische Probleme, obwohl es mir seit ich mich dem Thema stelle viel, viel besser geht als früher.

"Harmlose" Vorbereitungen
Die Dinge, die ich bisher gemacht habe, waren alle eher harmlos. Kleidung, Schmuck und Accessoires kaufen. Informationen sammeln und zur SHG gehen.
Obwohl ich auch einige Trans-Frauen kennengelernt habe, die sehr schlimme Zeiten hinter sich haben, Familie, Besitz und Freunde verloren und Ärger mit den Krankenkassen haben, bin ich mir doch immer  noch sicher, dass es keinen anderen Weg für mich gibt.

"Butter bei die Fische"
Die nächsten Schritte, sind Dinge, die nicht mehr so einfach sind und die sich wenn einmal veranlasst auch nicht mehr zurücknehmen lassen - "Butter bei die Fische" würde man es wohl bezeichnen.

Ich möchte so gerne auf meinem Weg vorankommen, doch oft fehlt mir einfach der Plan oder eine beste Freundin, die diesen Weg bereits gegangen ist.
Die Ängste, mit denen ich mich als Trans-Frau herumschlage und der Wunsch endlich reinen Tisch zu machen, sind wie zwei Mühlsteine, zwischen denen ich jeden Tag etwas mehr zerrieben werde.

Der Weg zur Therapie
Ich will nun also mit einer Therapie beginnen. Aber wie beginne ich als Kassenpatientin eine Therapie?
Einige Selbsthilfegruppen bieten eine Art Leitfaden an. Bei einigen heißt es Hausarzt -> Psychologe, bei anderen ganz einfach such Dir einen Psychologen.
Ich hab gar keinen Hausarzt, ich suche mir also einen aus und bitte gleich beim ersten Termin um eine Überweisung?

Meine Eltern haben mir immer wieder eingebläut, dass ein anständiger Mensch keinen Psychologen braucht. Das ist natürlich eine falsche Einstellung. Richtig ist aber, dass nach dem Besuch eines Psychologen "die Katze aus dem Sack ist" das gilt besonders für die Krankenkasse.
Die Maschinerie fängt an zu laufen mit alles positiven, aber auch mit allen negativen Konsequenzen.

Drama - finde einen Therapeuten
Am liebsten wäre mir eine Therapeutin. Leider konnte ich in meiner Heimatstadt bisher keine ausfindig machen. Nur in der Nachbarstadt wo ich auch zur Bartentfernung hinfahre, gibt es eine Therapeutin, bei der eine Frau aus meiner SHG in Behandlung ist. Also lieber in einen anderen Ort oder doch lieber einen Psychologen vor Ort?

Psychologen für Transgender scheinen nicht auf den Bäumen zu wachsen und die Meinungen über die Therapeuten sind oft sehr widersprüchlich. Natürlich kann das nur eine subjektive Meinung sein, aber ich brauche jede Hilfe, die ich bekommen kann.

Abwarten und Tee trinken?
Sicher nicht - aber auch nicht losrennen und gegen die nächste Wand. Das entspricht einfach nicht meinem Naturell. Deshalb kümmere ich mich erst mal um meine Frisur, lasse das Thema aber nicht ruhen, sondern versuche über SHG, Stammtisch und Foren weiter zu kommen.

Das Blog nimmt Fahrt auf
Ich schreibe das Blog zuerst aber natürlich nicht nur für mich allein.
In den letzten Wochen habe ich zwar keine Abonnenten gewinnen können, aber die Zugriffe haben drastisch zugenommen.

Das Top-Thema ist seltsamerweise mein Post "Trans-Frau und Selbstmord".
Dazu kann ich nur immer wieder schreiben: "Gebt nicht auf! Lebt weiter mit der Chance so zu leben, wie Ihr möchtet. Wenn ihr aufgebt, könnt ihr nicht mehr gewinnen."

Das schreibt sich leicht - hilft wahrscheinlich wenig. Ich habe wenig Erfahrung - aber es klingt für mich logisch.


Freitag, 1. Februar 2013

Trans-Ident e.V.

Immer weiter...
... führt mich mein Weg, den ich seit einigen Monaten gehe.
Auch als Trans-Frau gibt es Höhen und Tiefen, schöne Momente und weniger schöne. Ich habe natürlich auch nichts anderes erwartet.

Da nun doch schon einige Zeit seit meinem letzten Post vergangen ist, will ich nur mal kurz von meinen Erlebnissen der letzten Zeit berichten.

Wann immer es geht, versuche ich die Treffen der Selbsthilfegruppe Trans-Ident Nürnberg zu besuchen.
Beim Januar-Treffen habe ich wieder einige nette Menschen kennengelernt und neue Informationen bekommen.
Außerdem war ich zum ersten Mal dezent geschminkt (Lidschatten, Kajal, getuschte Wimpern und Lippenstift) öffentlich unterwegs.
Ich wäre zwar fast in der U-Bahn vor Aufregung gestorben, aber ich hab's überlebt.

Sandra und Airin stecken eine Menge Herzblut in die SHG und die Organisation drumherum.
Ein Ergebnis ihrer gemeinsamen Bemühungen war die Gründung des Trans-Ident e.V.
Der am 26.01.2013 im Kiss Ansbach gegründete Verein ist meines Wissens der erste seiner Art in Bayern.

Aus den Erfahrungen meines bisherigen Lebens weiß ich, dass die Mitgliedschaft in einem Verein nicht nur positive sondern auch negative Wirkungen haben kann.
Trotzdem ist es unerlässlich, dass auch innerhalb eines Vereins eine (flache) Hierarchie existiert, damit dieser wachsen und gedeihen kann, handlungsfähig ist und letztlich seinen Zweck erfüllt.

Ich kann mir vorstellen, das viele Menschen, die sich mit dem Thema "Trans" beschäftigen oder betroffen sind vielleicht nicht gleich einem Verein beitreten möchten, weil "Trans" ja eher kein Hobby ist, sondern hoffentlich ein Lebensabschnitt.

Trotzdem bin ich sehr froh, dass dieser Verein gegründet wurde, weil es mir nach den in dieser kurzen Zeitspanne gemachten Erfahrungen so vorkommt, dass das Bundesland Bayern hier noch Nachholbedarf gegenüber anderen Bundesländern hat.

Natürlich denke ich derzeit sehr viel über meine persönliche Entwicklung und meinen künftigen Lebensweg nach und versuche meine Transition aktiv zu gestalten und mit einer Mischung aus Mut, Sturheit, Offenheit und Beharrlichkeit mit kleinen Schritten vorwärts zu kommen.

Deshalb denke ich natürlich auch ernstlich über eine Mitgliedschaft nach (es wäre die erste nach über 20 Jahren Pause). Allerdings wäre ich dann wohl zuerst eher Nutzerin als Gestalterin, weil ich mich mit meinen wenigen Erfahrungen der letzten 3 Monate gegenüber alten Hasen und (Häsinnen? Häschen? hm... egal...) wohl weniger einbringen kann.

Aber ich finde die Gruppe in Nürnberg und wohl auch die in Ansbach und Erlangen wichtig und toll, weil sie mir immer wieder die Gelegenheit geben neue Menschen kennen zu lernen, Eindrücke zu sammeln und Kraft zu tanken und der neue Verein wird jetzt das Tüpfelchen auf dem "I".

Grüße aus dem verregneten Franken und bis zum nächsten Mal.

Samstag, 19. Januar 2013

Trans-Frau und Kirche

Was Gott wohl von mir denkt?
habe ich mir oft gedacht. Nachts, wenn ich so im Bett liege und den vergangenen Tag nochmals Revue passieren lasse, schweifen meine Gedanken oft ab und ich denke über meinen Glauben nach.
Ich bete jeden Tag zu Gott für mich und meine Familie.

Obwohl ich, wie vielleicht viele selten in die Kirche gehe, bin ich doch gläubig. Daran ist nicht nur die frühkindliche Erziehung in einem katholischen Kindergarten (ich bin eh evangelisch) schuld, sondern auch die Überzeugung meiner Eltern und Großeltern an das Gute zu Glauben und immer wenn möglich Gutes zu tun.

Ein wirklich überragender Religionslehrer (sowohl als Mensch als auch als Lehrer) hat uns immer wieder auf die verschiedenste Weise dazu angeregt über andere Religionen und auch über unsere eigene nachzudenken und uns auch kritisch zu äußern. Auch das hat meinen Glauben sehr gefestigt.

Das habe ich nun fast vierzig Jahre so gehalten, und werde das auch nicht ändern.
In meinem Leben gab es einige Situationen, in denen mir bewusst wurde, dass es sehr wohl einen Gott gibt - aber der Glaube ist etwas sehr persönliches. Ich schreibe diesen Post nur, weil ich mich bei einem TG-Stammtisch darüber unterhalten habe und weil der katholische Papst auch seine Meinung über uns kund getan hat.

Obwohl ich evangelisch bin, war ich bisher immer der Überzeugung, dass der Papst der Katholiken ein kluger, vernünftiger und im Grunde herzensguter Mensch ist, der als Vertreter Gottes auf Erden in seinem Namen Gutes tun will. Das war bei Papst Johannes Paul II. so und bei Benedikt dem XVI nicht anders.

Dabei ist es mir vollkommen egal, aus welchem Land der gewählte Papst kommt.
Allerdings hörte ich aus meinem Bekanntenkreis (in dem einige Freundinnen bei der Kirche beschäftigt sind oder waren), dass Kardinal Ratzinger schon immer ein etwas rückwärts gewandter, eisenharter, konservativer Vorgesetzter war. Das kann nun jeder sehen wie er möchte - gerade über direkte oder indirekte Vorgesetzte gibt es ja immer kontroverse Meinungen.

Ich will hier auch keinesfalls Stimmung gegen den Papst machen, oder ihn irgendwie herabwürdigen.
Schließlich hat der Papst für alle Katholiken eine besondere Bedeutung und der katholische Glaube meiner Mitmenschen, wird von mir genauso toleriert wie ich es mir für mich und meinen eigenen Glauben wünsche.

Warum der Papst überhaupt in diesem Post auftaucht, hat den folgenden Grund: In einer Ansprache fühlte er sich dazu genötigt, das Thema Schwule, Lesben, Bi und Transgender anzusprechen.
Dabei sah er die Kirche auch als Hüter der Gesellschaft (was sie zweifellos unbedingt sein sollte) und lies die eben genannten Minderheiten nicht sehr gut wegkommen. Da wir Gottes Willen wohl nicht entsprechen.

Diese Rede hat mich als gläubige Christin doch in ein ziemlich tiefes Loch gestürzt und ich habe mir lange Gedanken darüber gemacht, wer oder was ich bin und ob ich vielleicht auf den falschen Weg - weg von Gott geraten bin.

Aber je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir - wenn Gott Himmel und Erde und alles Leben geschaffen hat und wenn er allmächtig ist, warum hat er dann mich geschaffen?
Ich war und bin ein Kind der Liebe und nicht des Teufels.
Gott hat auch die Schwulen, Lesben, Bi und Transgender geschaffen - Menschen wie alle anderen.

Ich bin nun der festen Überzeugung, dass Gott mir meinen Weg, meine Entscheidungen und meine Sünden vergeben wird. Auch dafür ist sein Sohn gestorben.

Deshalb ist es nicht hilfreich, wenn sogar der Papst gegen uns Stellung bezieht und damit den Katholiken eine Richtung gegen uns weist. "Liebe Deinen Nächsten" war für alle Menschen gedacht.
Minderheiten und Andersgläubige waren dabei nicht ausgeklammert.

Das alles ist natürlich nur meine persönliche Meinung und meine persönlichen Gedanken und ich will niemand angreifen.
Aber eure Meinung dazu würde mich schon interessieren.
Wie fühlt ihr euch als Transgender vor Gott? oder wie ist eure Meinung von Bio-Männern und Bio-Frauen zu diesem Thema? teilt ihr die Meinung des Papstes?

So, der Kaffee ist alle - und ich verlasse meinen Lieblings-Starbucks am Josephsplatz um noch etwas bei Rossmann zu Shoppen.

Dieser Beitrag wurde übrigens in HD geschrieben (mit meiner neuen Brille auf der Nase).

Viele Grüße aus dem verschneiten Nürnberg.

Eure Birgit

Dienstag, 15. Januar 2013

Brillenschlange

Biggi wird zur Brillenschlange
Einige Begebenheiten im Leben sind wirklich sehr seltsam.
Zeit meines bisherigen Lebens habe ich mich trotz Testergebnissen, Attesten und Ratschlägen standhaft wohl aus Eitelkeit oder Bequemlichkeit geweigert eine Brille zu tragen.

Das Fossil
Aus Sicherheitsgründen und natürlich für meine Mitmenschen galt dies nicht für's Autofahren.
Dort musste bisher immer meine alte Bundeswehr-Brille aus den Neunzigern herhalten, deren Stärke trotz ihres Alters immer noch ok war. Aber da ich selten fuhr, störte ich mich nicht daran, dass dieses Fossil wirklich hässlich war.

Seit ich mir eingestanden habe, dass ich transsexuell bin, hat sich mein Blickwinkel auf Brillen sprichwörtlich verändert und jetzt ist mir auch klar, warum ich die Dinger bisher immer so innig gehasst habe - Meine bisherigen Brillen haben mich immer männlicher gemacht. Mann -> Männerbrille -> igitt!

Brillen sind gut
Dagegen fand (und finde) ich Brillenträgerinnen meistens attraktiv. Warum weiß ich auch nicht.
Aus meiner jetzigen Sicht betrachte ich die Brille als ein Accessoire, das mich weiblicher aussehen lassen kann. Deshalb trage ich heute gerne Brille - eine tolle Brille kann eine Frau hübscher machen.

Nach einem sowieso notwendigen Augenarztbesuch hab ich mir deshalb gleich vorgenommen, das Fossil ins Museum zu schicken und mir eine schöne, neue Brille machen zu lassen.
Weil ich schon einige Freundinnen beim Brillenkauf begleitet habe fiel meine Wahl gleich auf Fielmann in der Breiten Gasse. Die VerkäuferInnen waren bisher immer sehr nett und haben alle meine Mädels gut beraten - also nichts wie hin.

Brille Fielmann
Etwas aufgeregt war ich ja schon und ich war froh, dass sich gleich nach Betreten der Filiale zwei Verkäuferinnen um mich bemühten. Da ich neutral angezogen war, hoffte ich auf eine Verkäuferin, weil es mir immer noch schwer fällt einem Mann zu sagen, dass ich transsexuell bin und deshalb eine Damenbrille möchte.

Die junge Dame nahm es aber scheinbar sehr gelassen und zog gleich zielsicher eine tolle Brille aus dem Regal. Die anderen Frauen am Damenregal guckten doch etwas verwundert, als ich eine Brille nach der anderen anprobierte und ausgiebig mit der Verkäuferin diskutierte.

Die Qual der Wahl
So eine Brille will ja gut ausgesucht sein. Schließlich muss ich ja den ganzen Tag mit dem Teil rumlaufen und sie verändert das Aussehen schon ziemlich.
In einer Hinsicht bin ich wirklich ganz Frau: Ich kann mich schwer entscheiden.
Die Auswahl war so groß und ich fand gleich mehrere Modelle toll. Derweilen reichte mir die nette Dame ein Gestell nach dem anderen - Kunststoff, Metall, Titan - alles kam mal auf die Nase.
Dann muss ja auch noch die Farbe passen. Ich liebe dunkelbraun - oder zumindest braun und weil das auch gut zu meinen Haaren passt wurde es auch eine braune... mit etwas grün.

Gestatten? Ban - Ray-Ban
Quelle: Ray-Ban
Das ist sie nun - eine Ray-Ban RB5206 2445.
Weil Grün auch eine meiner Lieblingsfarben ist, passte mir die Grünfärbung innen voll in den Kram. Die Designelemente zusammen mit den gestylten Bügeln geben dem ansonsten klassischen Design mehr Pep.

Ich finde, für meine Transition ist das die optimale Brille. Weiblich und doch klassisch. Passt gerade noch so in meine alte Rolle und super in mein neues Leben. Genau was ich gesucht habe und von den 20 anprobierten Modellen übrigens die erste, die aus dem Regal genommen wurde. Die Verkäuferin hatte wohl doch einen Kennerblick und ein glückliches Händchen.

In einer Woche kann ich mein Schätzchen dann abholen.
Danach ist Biggi eine Brillenschlange - und das ist endlich gut so.

Zum Schluss muss ich noch sagen: Fielmann ist wirklich super. Ich wurde echt toll ohne irgendwelche Vorbehalte beraten und das hat mir in einer für mich schwierigen Situation gut getan.
Danke Fielmann!

Mit einem Zwinkern ...


Sonntag, 13. Januar 2013

Engelsflügel

Balsam für die Seele
Auch wenn es mir momentan noch ziemlich gut geht, gibt es trotzdem Momente, in denen mich eine tiefe Verzweiflung überkommt. Ich freue mich, wenn ich wieder einen Schritt getan und eine Hürde genommen habe, aber ab und zu bin ich doch recht frustriert.

CHRIST hat das was Frauen wünschen
Bei meinem letzten Arzttermin saß ich längere Zeit im Wartezimmer und auf dem Wühltisch mit diversen Zeitschriften fand sich auch der Jahreskatalog von Juwelier CHRIST.
In Nürnberg gibt es zwei Filialen, an denen ich in meiner Männerrolle bestimmt tausend mal vorbeigelaufen bin.
Aber als Frau hab ich plötzlich nie was anzuziehen und Schmuck hab ich schon gleich gar nicht.
Ich genieße es mittlerweile, schöne Accessoires, Schmuck und Taschen zu kaufen.
Dabei hat sich aber eines nicht geändert - entweder es gefällt mir sofort, oder gar nicht.

Ich blätterte also im Wartezimmer diesen Katalog durch und entdeckte diesen wunderschönen Anhänger von JETTE.
Besonders die eingefassten, dunklen Kristalle hatten es mir angetan.

Ich habe mir lange überlegt, welchen Anhänger ich demnächst öfter tragen will. Ein Kreuz kommt derzeit noch nicht in Frage, weil ich mir immer noch Gedanken darüber mache, wie ich meinen Glauben mit meinem Wesen in Einklang bringe. Aber darüber schreibe ich mal in einem eigenen Post.

Gleich nach den Feiertagen ging ich also schnurstracks zum Juwelier und kaufte mir den Anhänger.
Die Verkäuferin war sehr nett und wollte mir den Anhänger für meine Freundin als Geschenk einpacken. Das hab ich natürlich dankend abgelehnt. Sie zeigte mir auch noch einen passenden Ring, der jetzt ganz oben auf meiner Wunschliste steht.

Solche kleinen Dinge helfen mir immer ein wenig trübe Gedanken und dunkle Momente zu überstehen.
Trans zu sein ist für mich alles andere als einfach. Mich plagen Selbstzweifel, ob ich jemals wie eine Frau aussehen werde. Ich habe immer noch Angst als Frau auf die Straße zu gehen, weil ich die Blicke und Kommentare meiner Mitmenschen fürchte.

Dazu kann ich, weil ich mich noch nicht geoutet habe, fast mit niemandem über meine Probleme und Gefühle reden. Gut, in den SHG-Treffen ist das möglich.
Aber mir fehlt irgendwie jemand, der mich auch mal an der Hand nimmt, seine Meinung äußert und mir Tipps für den Alltag gibt. Momentan mache ich halt wie ich denke. Aber für einige Dinge fehlt mir einfach der Mut und ich bräuchte wohl mal einen Tritt um auch die unbequemen Schritte zu machen.

Jetzt hab ich mir erst mal vorgenommen demnächst zum Optiker zu gehen und eine schöne Brille auszusuchen. Wenn ich das geschafft habe, kommen die Haare dran. Danach will ich zu einem Therapeuten gehen. Nebenher mache ich immer noch stur meine Diät.

Als Transsexuelle muss ich wohl zwei Eigenschaften total verinnerlichen: Sturheit und Gleichmut, wobei die Betonung wohl auch auf Mut liegt.
Selbstvertrauen und Mut fehlen im Alltag oft und das belastet mich.

Aber ich werde meinen Weg einfach stur weitergehen und dabei versuchen, so gut wie möglich zurecht zu kommen.

Jetzt probier ich erst mal die neue Kette an...

Donnerstag, 10. Januar 2013

Bartfrei in Ansbach

Ansbach ist eine Reise wert
Zumindest wenn überflüssige Haare entfernt werden müssen.
Gestern habe ich wirklich den nächsten Abschnitt meiner Reise begonnen.

Neben der Stimme ist es für uns Trans-Mädels natürlich immens wichtig, diesen elenden Bart inklusive Bartschatten loszuwerden. Das spart neben Make-up vielleicht auch ein paar Nerven.
Nach meiner ersten Erfahrung in einem Nürnberger Studio war ich schon etwas skeptisch und auch ein wenig beunruhigt.

Aber beim ersten Stammtisch lernte ich Petra von hairfree aus Ansbach kennen.
Ihre offene und ehrliche Art überzeugte mich sofort davon, dass es durchaus sinnvoll ist von Nürnberg nach Ansbach zu fahren um sich die ungeliebten Haare entfernen zu lassen.

Mit der schnellen S4 direkt nach Ansbach
Nach dem zweiten Stammtisch im Januar habe ich dann auch gleich angerufen und musste auch gar nicht lange auf einen Termin warten. Gestern rauschte ich dann mit der neuen S-Bahn nach Ansbach und mir kam die Fahrt irgendwie viel kürzer vor als mit dem alten Zug, obwohl die Haltestellen die gleichen waren.

Dank des gefühlten Raketen-Zuges war ich etwas früh dran und hatte sogar noch Zeit, einen gemütlichen Kaffee zu trinken. Danach kam ein kleiner Abstecher in die Altstadt, der aber wegen der Dämmerung und der Kälte eher kurz ausfiel.

Das Studio
Dann machte ich mich auf den Weg zu hairfree. Mit meinem neuen Smartphone (in Lila ;-)) war es kein Problem das Studio zu finden. Neben dem herzlichen Empfang beeindruckte mich auch der wirklich geschmackvoll eingerichtete Büro-, und Wartebereich. Gar kein Vergleich mit dem Studio in Nürnberg, neben dem eine Zahnarztpraxis richtig heimelig aussieht. In Ansbach fühlte ich mich gleich wohl und gut aufgehoben.

Dazu trug natürlich auch das nette Gespräch mit Petra bei, die mich ausführlich über die ganze Prozedur informierte. Danach machten wir uns daran, meine Barthaare auszurotten.

Licht an...
Wir starteten mit einer eher niedrigen Stufe. Ich würde nicht sagen, dass die Prozedur angenehm ist, einmal hat es schon ziemlich "gebrazzelt", aber von nichts kommt eben nichts und die Stelle ist ja nun wirklich nicht so einfach.

Er hat gar nicht gebohrt...
Insgesamt war es aber nicht so schlimm, wie ich es mir zuerst vorgestellt hatte. Wer Erfahrungen mit Wachs, Epilation gesammelt hat, oder wen ein Tattoo ziert, der hält das schon aus.
Also kann ich meine nächsten Behandlungen ohne Bedenken in Angriff nehmen und der nächste Termin ist auch schon ausgemacht.

Heute morgen beäugte ich mich natürlich von allen Seiten neugierig im Spiegel, ob die elenden Dinger schon weniger geworden sind. Nach der ersten Behandlung soll aber eh' noch nicht viel zu sehen sein.
Dennoch bilde ich mir ein, dass es fühlbar weniger als vorher sind. Aber vielleicht ist das auch pure Einbildung. Aber ich werde euch im Auge behalten Barthaare!

Worauf es ankommt
Für mich ist es immer sehr wichtig, dass ich mich mit der Person verstehe, die mich "anfasst". Egal, ob das nun beim Friseur, beim Tätowierer oder bei der Haarentfernung ist.
Gerade bei Transgendern ist das wohl eine sehr persönliche Sache und da ist es mir vollkommen gleich, wenn ich dafür ein paar Kilometer fahren muss.

Jetzt warte ich schon ganz ungeduldig auf den nächsten Termin und bin mir sicher, dass nach dem Bart noch genug Haare an anderen Körperstellen übrig sind, die eine Reise nach Ansbach wert sind...

Montag, 7. Januar 2013

Mein zweiter Trans-Ident Stammtisch

Essen hält Leib und Seele zusammen...
... ein alter Spruch, der auch heute noch Gültigkeit hat und gerade für Trans-Menschen sehr wichtig ist.
Obwohl ich als neues Trans-Mädel noch ganz besonders auf meine Figur achten muss (mein neues Ziel ist schließlich Größe 44) versuche ich doch, regelmäßig zu den Trans-Ident Stammtischen zu gehen.

Gewöhnlich verbringe ich in letzter Zeit meine Feierabende zu hause mit einem neuen Buch und einer Tasse Tee. Früher war ich viel unterwegs und habe auch das eine oder andere Glas Bier zu viel gehoben. Heute merke ich, dass mein Hauptgrund Alkohol zu trinken in meiner bekämpften und verdrängten Transidentität lag und seitdem geht es viel lockerer zu. Alkohol brauche ich nicht mehr.

Nette Menschen zwischen Griechenland und Schniegling
Mein erster Stammtisch in dem kleinen griechischen Restaurant hat mir schon gut gefallen, aber der zweite war noch besser und vor allem länger. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich erst kurz nach 23 Uhr den Weg nach Hause finde.

Nach Giros, Souvlaki und etwas Reis war ich ziemlich gesättigt. Ich bin solche Portionen einfach nicht mehr gewohnt. So nach und nach kamen die anderen Trans-Frauen und auch ein Trans-Mann dazu.
Trans-Männer sind gegenüber uns Mädels meistens in der Unterzahl. Aber sie lassen sich nicht unterkriegen - schließlich haben sie so ihre Erfahrungen.

Die Diskussionen gehen quer über Kleidung, Gesetzesthemen, zu alltäglichem und manchmal auch traurigen Geschichten. Trans zu sein ist immer noch sehr schwer in Deutschland.

Ich weiß, dass wir niemand etwas tun, aber das ist nur teilweise richtig. Um wir selbst sein zu können, müssen wir manchmal Eltern, Ehepartnern, Kindern, Nachbarn und Kollegen "etwas tun".
Wir müssen es ihnen sagen und sie müssen es verarbeiten - manchen fällt es leichter und manche kommen wohl nie darüber hinweg. Aber wir haben keine Wahl.

Obwohl ich von meinem Weg überzeugt bin, graut mir vor dem Tag, an dem auch ich meinem Umfeld meine Entscheidung "antun" muss. Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, was ich bin - warum auch? aber ich weiß, dass es nicht nur für mich nicht einfach wird.

Sind Trans-Menschen gestört?
Das kann ich mir nun wirklich nicht mehr vorstellen! Vom Bauarbeiter bis zum Lehrer ist wirklich jede Berufsgruppe und jede soziale Schicht vertreten. Trans geht mitten durch unsere Gesellschaft.
Diese Menschen können nicht alle "gestört" sein. Sie zeichnen sich eher durch Toleranz, Verantwortungsgefühl und Offenheit aus. Viele dieser Eigenschaften müssen wir uns hart erarbeiten, weil wir sonst im Alltag nicht zurechtkämen.

Da das mein erstes Blog ist, schreibe ich nicht zu viele Details von diesem Stammtisch.
Alle Teilnehmer(innen) haben schließlich eine Privatsphäre und ich will nicht zu weit gehen.

Langsam
Ich bin immer noch sehr zurückhaltend und höre eher zu, außerdem bin ich immer noch zu dezent gekleidet. Einige meinen bestimmt ich bin unentschlossen, vielleicht halbherzig.
Aber das ist es nicht. Nach so vielen Jahren des Versteckens kann ich einfach nicht so schnell umschalten, aber ganz langsam wird es immer besser.
Ich will an so vielen Treffen wie möglich teilnehmen und bei jedem werde ich etwas lockerer.

Bart ade - erster Akt
Heute habe ich meinen ersten Termin zur Bartentfernung gemacht und bin schon sehr gespannt wie es wird. Ich habe meine Barthaare schon immer gehasst und werde ihnen bestimmt keine Träne nachweinen so oder so.
Einen Erfahrungsbericht gibt es im nächsten Beitrag.

So, mein Tee ist alle. Deshalb bis zum nächsten Mal.